Energieeinsparungen

FDP stellt Beleuchtung für Sehenswürdigkeiten in Frage

Wegen einer drohenden Energie-Krise infolge des russischen Angriffskrieges in der Ukraine müssen viele Fragen neu beantwortet werden. Der Berliner FDP-Fraktionschef sieht Sparpotenziale im öffentlichen Raum.

ARCHIV - Während der blauen Stunde ist das Brandenburger Tor beleuchtet.
ARCHIV - Während der blauen Stunde ist das Brandenburger Tor beleuchtet.Christophe Gateau/dpa/Archivbild

Berlin-Angesicht zunehmender Energieknappheit stellt Berlins FDP-Fraktionschef Sebastian Czaja die nächtliche Beleuchtung des Brandenburger Tores und anderer markanter Bauwerke in Frage. „Der Bund und der Senat müssen ernsthaft prüfen, inwieweit zum Beispiel Sehenswürdigkeiten in Berlin nur noch bis 00.00 Uhr angestrahlt werden könnten und man dadurch Energieeinsparungen erzielt“, sagte Czaja der Deutschen Presse-Agentur.

„Wir müssen uns fragen, wie können wir im öffentlichen Raum auch selbst Einsparungen erzielen“, führte er weiter aus. „Hier könnte man eine Differenzierung zwischen sicherheitsrelevanten und ästhetischen Beleuchtungen vornehmen. Wir haben viele sicherheitsrelevante Objekte wie Unterführungen, die nachts beleuchtet werden müssen.“

Aber: „Wieso muss der Funkturm nach 00.00 Uhr noch von unten angestrahlt werden? Weitere Beispiele sind das Rote Rathaus, das Brandenburger Tor, die Siegessäule, das Rathaus Charlottenburg“, so Czaja. Er stelle auch die Frage: „Muss die Reichstagskuppel die ganze Nacht beleuchtet sein? Ich mache da mal ein Fragezeichen.“

Solche Maßnahmen könnten ein Vielfaches an Einsparungen mit sich bringen, meinte der FDP-Politiker. „Was wir von den Bürgerinnen und Bürgern erwarten, muss der Staat auch bei sich selbst leisten.“ Deshalb erwarte er, dass dies ernsthaft geprüft werde.

„Vorschläge, beispielsweise einfach alle Gaslaternen abzuschalten, halte ich für falsch“, so Czaja. „Das sind immerhin noch 23 000 in der Stadt, und wäre mit erheblichen Eingriffen in die öffentliche Sicherheit verbunden.“ Nötig sei aus seiner Sicht, schneller von Gas auf LED umzustellen. „Hier brauchen wir eine Beschleunigung. Deshalb erwarte ich von der Landesregierung, dass sie sich mit diesen Fragen auseinandersetzt und dem in der Umsetzung auch Vorfahrt einräumt.“

Angesichts gedrosselter und womöglich bald ausbleibender Gaslieferungen aus Russland sowie explodierender Energiepreise wird in Deutschland breit über Einsparmöglichkeiten diskutiert. Der Berliner Senat hat dafür eine Taskforce eingerichtet.

„Ich glaube, Deutschland kann es gemeinsam mit unseren europäischen Partnern schaffen, die Energieknappheit innerhalb der nächsten Jahre zu kompensieren“, so Czaja. „Aber es bedeutet, dass wir zunächst einmal alle miteinander vor großen Herausforderungen stehen.“

Mittel- und langfristig müsse an einer gemeinsamen Energieversorgung und Energiestrategie in der Metropolregion Berlin-Brandenburg gearbeitet werden. „Das bedeutet, dass wir eine Offenheit haben für innovative Lösungen und das Thema einer gemeinsamen Wasserstoffstrategie entwickeln. Darüber hinaus sollten wir die Augen nicht vor Optionen wie Geothermie verschließen, sondern sie ernsthaft prüfen und damit auch Quartierslösungen entwickeln.“

Czaja schlug zudem vor, Genehmigungsspielräume für die Bezirke zu erweitern, um kleine Windanlagen auf Dächern oder Hochhäusern zu erlauben und zu bauen. Die Berlinerinnen und Berliner könnten so auch bei der Energieversorgung beteiligt werden.

Eher kurzfristig könne Berlin über den vom Abgeordnetenhaus für 2022 und 2023 beschlossenen Vorsorgefonds in Höhe von 380 Millionen Euro in Härtefällen helfen. „Wir sollten uns mit Blick auf die Gesamtsituation an die Soforthilfen und andere Unterstützungsmaßnahmen im Rahmen der Corona-Pandemie erinnern“, sagte Czaja. „Deshalb braucht es, wenn diese Szenarien so eintreten, auch gemeinsame Lösungen zwischen Bund und Ländern.“