Kommentar

Die Zerstörung der CDU

Der Youtuber Rezo hat ein neues Video gemacht, in dem vor allem die Union schlecht wegkommt. Dabei schafft die Partei das auch ganz allein.

Ist er der Richtige? Selbst viele in der Unionsspitze zweifeln, dass CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet die Wahl gewinnt.
Ist er der Richtige? Selbst viele in der Unionsspitze zweifeln, dass CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet die Wahl gewinnt.Foto: AP/Markus Schreiber

Berlin-Die gute Laune, die der Wahlkampfauftakt der Union am Samstag produzieren sollte, hat nicht mal 24 Stunden gehalten. Die neuesten Umfragewerte, die dem Kanzlerkandidaten von CDU und CSU am Sonntag entgegenschlugen, sind erschütternd für sie: Die SPD hat zur Union aufgeschlossen.

Damit tritt nun das ein, was im Frühling noch keiner für möglich gehalten hat: Das Rennen ums Kanzleramt wird wohl zwischen Armin Laschet und Olaf Scholz entschieden. Die Grünen sind auf Platz drei abgerutscht. Dass das an diesem Wochenende nur eine Randnotiz ist, wird deren Wahlkämpfer nicht in bessere Laune versetzen.

Und weil ein Unglück auch für die CDU nicht allein kommt, hat sich am Wochenende auch noch der YouTuber Rezo eingeschaltet und ein halbstündiges Video hochgeladen, in dem er sich mit Inkompetenz, Lügen und PR-Fails der Politik befasst. Wieder ist es die CDU, die er besonders ins Visier nimmt. Zwar sind die dargelegten Fettnäpfchen und Fehler allesamt bekannt – misslich ist für die Union aber Rezos Reichweite. Schon am ersten Tag, an dem das Video online war, wurde es von fast 800.000 Usern gesehen. Und  Rezo kündigte für die nächsten Tage gleich noch ein weiteres an.

Man braucht wohl keine prophetische Gabe, um vorherzusagen, dass die fünf Wochen spannend werden. Vielleicht wird es jetzt auch noch mal richtig schmutzig, denn zumindest bei der Union macht sich allmählich Panik breit. Die Erkenntnis, dass man womöglich auf den falschen Spitzenmann gesetzt hat, dämmert vielen zu einem Zeitpunkt, an dem es längst zu spät ist, in dieser Hinsicht noch zu korrigieren. Laschet bleibt Kanzlerkandidat bis zum bitteren Ende. Das ist auch Markus Söder klar, der ihm am Samstag noch mal seine Unterstützung versichert hat. Allerdings hat er es ähnlich gemacht wie die Kanzlerin: Freundlich, aber keineswegs begeistert steht man zu Armin Laschet. In der jetzigen Situation ist das nicht viel besser als offene Feindschaft. Wenn aus der Unionsführung auch nur leise Zweifel an der Personalauswahl hängen bleiben, wie kann man da an der Basis Begeisterung erwarten?

Will die Union das Ruder noch einmal herumreißen, dann müssten sich jetzt alle in einen leidenschaftlichen Wahlkampf für den Mann aus Nordrhein-Westfalen werfen. Das aber ist nicht in Sicht. Laschet selbst hat an seinem Kampfeswillen am Wochenende keinen Zweifel gelassen. Aber für ihn geht es ja auch um alles. Wenn er eine Niederlage einfährt, und sei es auch nur eine knappe, dann wird sofort die Diskussion um den Parteivorsitz wieder losgehen. Womöglich nutzt Friedrich Merz ja dann seine dritte Chance?

Wahlkämpfer Laschet: Wo ist sein Team?

Klar ist jedenfalls, dass Laschet allein den Bundestagswahlkampf nicht erfolgreich beenden kann. Ihm fehlt schlicht das Charisma dafür. Er ist aber auch in seinen inhaltliche Aussagen so vage, dass es selbst wohlmeinenden Beobachtern schwer fällt, sich ein Bild davon zu machen, wie eine Regierung Laschet aussehen könnte. Man wird den Verdacht nicht los, dass der Kandidat das selbst nicht genau weiß.

Vergeblich hat man bisher auch darauf gewartet, dass Laschet ein Team vorstellt, mit dem klar wird, wohin die Reise gehen soll – zumindest, wenn es nach ihm geht. Der Plan, erst mal stärkste Partei zu werden und dann in Koalitionsgesprächen ausloten, was geht, war schon riskant genug, als die Union noch besser in den Umfragen dastand. Jetzt wirkt dieses Lavieren geradezu fahrlässig.