Am 4. März 2020 schalten sich die Senatsverwaltung für Gesundheit und die Gesundheitsämter aller Berliner Bezirke in einer großen Telefonkonferenz zusammen. Seit drei Tagen gibt es den ersten Corona-Fall in Berlin, und die Beamten, die dafür sorgen sollen, dass sich das Virus nicht rasch in der ganzen Stadt verbreitet, streiten um Zuständigkeiten: Was, wenn der Ausbruch in einem Großraumbüro wie dem, in dem der erste Infizierte gearbeitet hat, Berliner aus mehreren Bezirken betrifft?
Senatsverwaltung und Landesgesundheitsamt (Lageso) haben offenbar angeregt, dass eine Behörde zentral zuständig ist, Menschen testen und in Isolation schicken soll. Doch das wird von den Gesundheitsämtern „einstimmig abgelehnt“, heißt es im Protokoll der Runde. Ein weiterer Disput betrifft die Frage, ob auch bei Kontaktpersonen „zweiten Grades“ regelmäßig ein Coronatest gemacht werden soll, etwa als Voraussetzung für die Öffnung einer Schule. Die Amtsärzte hätten dies „einstimmig verweigert“, trotz Anordnung des Senats, hält das Protokoll fest. Ein Teilnehmer, dessen Name geschwärzt ist, wird zitiert: „Wir Amtsärzte legen das fest, das ist unsere Entscheidung, dafür wurden wir eingestellt.“ Zu den Akten genommen wird der „Unmut aller Beteiligten über das Herangehen des Senats“.

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