Am Ostermontag haben mehrere Medien darüber berichtet, welche Folgen und Implikationen die geleakten Pentagon-Papiere für die Beziehungen zwischen den USA und ihren Partnern haben könnten. Als erstes Medium hatte die New York Times am Freitag über den Leak berichtet. Die ukrainische Kyvi Post meldete daraufhin und mit Bezugnahme auf eine CNN-Analyse am Montag: „Das Pentagon hat Selenskyj ausspioniert, aus Angst, Kiew könnte Russland mit Langstreckenraketen angreifen.“
In dem Bericht heißt es weiter: „CNN hat 53 geheime Pentagon-Dokumente überprüft, die unter anderem die Kampffähigkeiten der Ukraine, ihre potenziellen Schwachstellen und die umfassenden Bemühungen der Nato zur Abwehr der russischen Invasion in der Ukraine zu beschreiben scheinen.
Eines der enthüllten Dokumente scheint der US-Geheimdienstbericht zu sein, der angeblich die abgefangenen Gespräche von Selenskyj mit seinen Militär- und Verteidigungsbeamten enthüllt, die ein verschlüsseltes Signal verwendet haben sollen. Laut der CNN-Veröffentlichung sagte eine Quelle, die Selenskyj nahestehen soll, dass die US-Spionage-Maßnahmen für den Präsidenten nicht überraschend seien. Dennoch seien ukrainische Beamte zutiefst frustriert über das Leak.“
Ende Februar soll der ukrainische Präsident darüber nachgedacht haben, mit Drohnen russische Stützpunkte in der Nähe des Rostov Oblast anzugreifen. Drohnen sollen im Gespräch gewesen sein, weil Selenskyj nicht über die notwendigen Langstreckenraten verfügt.
Die Gespräche zwischen Selenskyj und seinen Beratern sollen auch der Grund sein, warum die USA die Ukraine nicht mit Langstreckenraten ausstatten möchten, schreibt die Kyiv Post mit Bezug auf CNN. Die USA hätten außerdem Sorge, dass die Chinesen einen ukrainischen Angriff auf Stützpunkte im Rostov Oblast als Provokation der Nato interpretieren könnten. Die Ukraine hat die Authentizität der geleakten Dokumente verneint.
Beratungen des Staatschefs mit dem Militär liefen anders ab als in veröffentlichten Geheimdienstdokumenten dargestellt, sagte Präsidentenberater Mychajlo Podoljak der dpa zufolge am Montag im ukrainischen Fernsehen. Die Beziehungen der Ukraine zu ihren westlichen Partnern seien durch die Veröffentlichungen nicht gefährdet. „Das sind normale Analysen“, sagte er. Auch Pläne zu einer ukrainischen Gegenoffensive würden nicht torpediert, weil daran noch gearbeitet werde, so Podoljak.
Enthüllungen sollen für amerikanische Geheimdienste ein „Albtraum“ sein
Die New York Times hat ebenfalls am Montag eine Analyse veröffentlicht und darauf hingewiesen, dass seit den Enthüllungen von WikiLeaks lange keine so brisanten Geheiminformationen der USA-Geheimdienste mehr veröffentlicht worden seien. Der Analyst David E. Sanger schreibt, dass die Dokumente zeigen, wie stark die USA involviert seien in die Militäroperationen der Ukraine. Die Donbas-Kämpfe seien im Fokus der amerikanischen Strategen, die Militärverantwortlichen wollen laut der New-York-Times-Analyse eine Patt-Situation erreichen und Wladimir Putin in seinen Eroberungsplänen „frustrieren“. Ein amerikanischer Geheimdienstmitarbeiter soll die Enthüllungen als „Albtraum“ bezeichnet haben.

