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Pink: Der Shitstorm nach dem Rammstein-Lob

Die US-Sängerin lobt die in Verruf geratene Band Rammstein. Warum das viel über Künstler aus den USA aussagt.

Lag falsch: Pink hat sich bei ihrem Konzert in Köln ordentlich blamiert.
Lag falsch: Pink hat sich bei ihrem Konzert in Köln ordentlich blamiert.Panama Pictures/imago

Das war ein Fettnapf aus dem Bilderbuch: Als die amerikanische Sängerin Pink am Sonnabend in Köln vor 42.000 Menschen im ausverkauften RheinEnergie-Stadion die Berliner Band Rammstein lobte, ging der Schuss nach hinten los. „Ich hoffe, dass mein Sohn und meine Tochter mir irgendwann mal Rammstein-Tickets kaufen. Wenn ihr noch nie auf einem Rammstein-Konzert wart, müsst ihr da mal hin! Die setzen auf der Bühne Menschen in Brand.“

Eisige Stille im Publikum

Was an sich schon ein mehr als dämlicher Kommentar ist, bekam zusätzlich Stoff durch den Skandal des Machtmissbrauchs, mit dem sich Rammstein und ihr Sänger Till Lindemann seit Wochen konfrontiert sehen und der wenigstens hierzulande das Image der Band nachhaltig ruiniert hat. Pink schien davon nichts zu wissen. Auf die eisige Stille im Publikum, die auf ihr Statement folgte, war die 43-Jährige offenbar nicht vorbereitet, sie setzte verdattert nach. Was die Sache nicht besser machte: „Nein? Ihr mögt Rammstein nicht? Wurden sie gecancelt? Warum? Haben die jemanden in Brand gesetzt und nicht gelöscht? Wir mögen die wirklich nicht? Okay, dann mögen wir sie zusammen nicht! Ich bin schon 48-mal gecancelt worden.“

Später entschuldigte sich Pink, sie sei erst nach der Show über die Causa Rammstein informiert worden. Das kann man glauben, galt die Sängerin mit mehr als 100 Millionen verkauften Tonträgern zwar nicht als intellektuelle Künstlerin, wohl aber als eine mit dem Herzen auf dem rechten Fleck. Eine, die sich einsetzt für Menschenrechte und die Belange der LGBT-Community, was für die Tochter eines Vietnam-Veterans und einer Krankenschwester aus der amerikanischen Provinz keine Selbstverständlichkeit ist. Zumal Pinks Publikum im Schnitt ein recht konservatives ist, bedient Pink doch das klassische Image einer weißen heterosexuellen Rockröhre ganz in der Tradition von Sängerinnen wir Bonnie Tyler: allzeit nahbar, nicht abgehoben, eine, die man sich auch problemlos im Privaten vorstellen kann. Pinks Ausrutscher wirft somit mehr ein grelles Schlaglicht auf die typische USA-zentrierte Sichtweise amerikanischer Künstler und Künstlerinnen, die abgesehen von den Verkaufszahlen wenig interessiert, was im alten Europa so los ist.