Öffentlich-rechtlicher Rundfunk

WDR verpasst Otto Waalkes Warnhinweise: „Diskriminierende Sprache und Haltung“

Alte Shows des Komikers Otto Waalkes werden anlässlich seines 75. Geburtstags wieder in der Mediathek gezeigt. Ein kleiner Hinweis zu Beginn sorgt für große Empörung.

Lang ist’s her: Otto Waalkes bei der Aufzeichnung seines ersten Fernsehauftritts im Mai 1973.
Lang ist’s her: Otto Waalkes bei der Aufzeichnung seines ersten Fernsehauftritts im Mai 1973.Jürgen Dürrwald/dpa

Für viele Deutsche gehören Ottos Sketche zu liebgewonnenen Kindheitserinnerungen. Über „Milz an Großhirn“, „English for Runaways“ oder Susi Sorglos und ihren sprechenden Föhn lachten Millionen, über Generationen hinweg.

Dass nun der WDR in der Mediathek frühe Programme des Komikers, die aus Anlass des 75. Geburtstags von Otto Waalkes am 22. Juli erneut ausgespielt werden, mit einem Sendehinweis versieht, verstört viele Fans des ostfriesischen Blödelbarden.

Zu zwei Otto-Shows aus den 1970er-Jahren schreibt der Sender eine Art Warnhinweis. Vor Beginn der Sendungen ist dort zu lesen: „Das folgende Programm wird, als Bestandteil der Fernsehgeschichte, in seiner ursprünglichen Form gezeigt. Es enthält Passagen, die heute als diskriminierend betrachtet werden.“ Beziehungsweise, im Fall der Show aus dem Jahr 1974: Sie enthalte „Passagen mit diskriminierender Sprache und Haltung“.

Otto nur mit Warnhinweis: hier ein Screenshot aus der Mediathek
Otto nur mit Warnhinweis: hier ein Screenshot aus der MediathekBLZ/Screenshot

Zu sehen sind dann Ottifanten-Zeichnungen, Lieder über Tarzan und Empfängnisverhütung, über Sportwagenfahrer, die Mädchen „vernaschen“, Witze über Männer und Frauen, Rotkäppchen-Verballhornungen, in denen der Wolf zum wunderschönen Prinzen wird, sowie Klassiker wie die Fußballkommentare des fiktiven Reporters Harry Hirsch („Nein, keiner kann mich verstehen!“) – eine von Otto Waalkes’ bekanntesten Rollen. An einer Stelle spricht der Komiker über eine Pille für katholische Frauen, die 3,5 Tonnen wiege – „die können sie vor ihre Schlafzimmertür schieben“.

Brauchen Sendungen wie diese wirklich einen Warnhinweis? Kann der Zuschauer nicht selbst einordnen, dass diese Gags einem anderen Zeitgeist entspringen? Auf Social Media jedenfalls fühlen sich viele Nutzer getriggert von den Hinweisen.

Zumal der WDR auf seiner eigenen Homepage damit wirbt, dass er zum 75. Geburtstag von Otto im Jahr 2023 im Laufe des Jubiläumsjahres „die sieben Otto-Shows aus den 70er-Jahren sowie zwei seiner Programme aus den 80ern, ungekürzt und friesisch-derb, holladihiti“ präsentiere.

Auf Twitter schreiben Kommentatoren, kaum jemand könne „weiter von solchen Vorwürfen entfernt sein als Otto. Einfach nur eine widerliche Kampagne“. Von einer „Brandmauer gegen Otto“ sprechen manche, oder von „völlig verblödetem Erziehungsfernsehen“.

Der WDR reagierte auf die Kritik gegenüber der Bild-Zeitung mit folgendem Statement: „Beliebte Programme und Kultsendungen aus unserem Archiv zeigen wir regelmäßig. Dazu gehört auch ‚Die Otto Show‘ ab 1973. Die Programme werden in ihrer ursprünglichen Form gezeigt. Sie enthalten Passagen, die heute als diskriminierend betrachtet werden. Mit der Einblendung zu Beginn machen wir das deutlich und ordnen das Format dementsprechend ein.“