Mode

Olaf Scholz, leicht verbeult: Unsere Stilkritik zum Global Solutions Summit

Auf der Berliner Konferenz kamen die ganz großen geopolitischen Themen aufs Tapet. Dem Anlass entsprechend waren allerdings nicht alle Gäste gekleidet. Eine Übersicht.

Unverkennbar: Der Bundeskanzler im Partnerlook mit beinahe allen anderen männlichen Gästen.
Unverkennbar: Der Bundeskanzler im Partnerlook mit beinahe allen anderen männlichen Gästen.BLZ

Wohlstandssicherung und Wachstumsfantasien, Krisenmanagement und Klimaschutz, die weltweite Bekämpfung von Armut – es waren die ganz großen Themen, die in dieser Woche in Berlin aufs Tapet gehoben wurden. Drunter, so könnte man es ausdrücken, macht man’s auf dem Global Solutions Summit nicht.

Die jährliche Konferenz will Lösungsvorschläge für drängende globale Probleme formulieren, dazu nehmen hochkarätige Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik der G20-Staaten und von internationalen Organisationen teil.

Wie aber haben sich die Gäste in der European School of Management and Technology (ESMT) im ehemaligen Staatsratsgebäude der DDR geschlagen – nicht in ihren Vorträgen und Reden, sondern rein oberflächlich betrachtet, modisch gesehen? Sagen wir mal so: Auch in diesem Bereich sind dringend kompetente Lösungen gefragt! Wir hätten da mal ein paar Vorschläge …

Wollen wir mal davon ausgehen, dass <strong>Olaf Scholz</strong> am Dienstagmorgen völlig arglos in seinen Schrank gegriffen, von 20 Anzügen den erstbesten herausgenommen und sich bei vier Handvoll Exemplaren, die mehr oder minder identisch aussehen, kaum Gedanken gemacht hat, welche nachtblaue Hosen-Sakko-Kombi nun besonders gut zum Global Solutions Summit passt. Dass sein Jäckchen nicht sonderlich gut sitzt und im Schulterbereich wie an den Armen unschön beult? Sei’s drum! Wir finden unter dem Gesichtspunkt der vestimentären Symbolik eher die Kragenverarbeitung fraglich: Zu einer Konferenz, bei der es um die ganz großen geopolitischen Zusammenhänge und mithin auch um Deutschlands Stand in der Welt geht, ausgerechnet ein fallendes Revers? Ein Schelm, wer Böses dabei denkt! Ein enthusiastisch und kraftvoll in die Höhe gerecktes steigendes Revers hätte womöglich ein schöneres Zeichen gesetzt, wenn auch ein ganz kleines …
Wollen wir mal davon ausgehen, dass Olaf Scholz am Dienstagmorgen völlig arglos in seinen Schrank gegriffen, von 20 Anzügen den erstbesten herausgenommen und sich bei vier Handvoll Exemplaren, die mehr oder minder identisch aussehen, kaum Gedanken gemacht hat, welche nachtblaue Hosen-Sakko-Kombi nun besonders gut zum Global Solutions Summit passt. Dass sein Jäckchen nicht sonderlich gut sitzt und im Schulterbereich wie an den Armen unschön beult? Sei’s drum! Wir finden unter dem Gesichtspunkt der vestimentären Symbolik eher die Kragenverarbeitung fraglich: Zu einer Konferenz, bei der es um die ganz großen geopolitischen Zusammenhänge und mithin auch um Deutschlands Stand in der Welt geht, ausgerechnet ein fallendes Revers? Ein Schelm, wer Böses dabei denkt! Ein enthusiastisch und kraftvoll in die Höhe gerecktes steigendes Revers hätte womöglich ein schöneres Zeichen gesetzt, wenn auch ein ganz kleines …Annette Riedl/dpa
Dass es auch gänzlich beulenfrei geht, beweist indes Wirtschaftswissenschaftler&nbsp;<strong>Dennis Snower</strong>. Recht so – als Gastgeber der ganzen Konferenz gilt dem Präsidenten der Global Solutions Initiative schließlich besondere Aufmerksamkeit. Snower bedient sie ausgezeichnet in einem sichtlich maßgeschneiderten Nadelstreifenanzug, dazu eine Krawatte, an deren Rückseite wir ein Hermès-Logo vermuten. Und siehe da, lieber Herr Scholz: Dennis Snower hat sich nicht für das traurig-fallende, sondern für das optimistisch-steigende Revers entschieden. So macht man das!
Dass es auch gänzlich beulenfrei geht, beweist indes Wirtschaftswissenschaftler Dennis Snower. Recht so – als Gastgeber der ganzen Konferenz gilt dem Präsidenten der Global Solutions Initiative schließlich besondere Aufmerksamkeit. Snower bedient sie ausgezeichnet in einem sichtlich maßgeschneiderten Nadelstreifenanzug, dazu eine Krawatte, an deren Rückseite wir ein Hermès-Logo vermuten. Und siehe da, lieber Herr Scholz: Dennis Snower hat sich nicht für das traurig-fallende, sondern für das optimistisch-steigende Revers entschieden. So macht man das!Markus Wächter/Berliner Zeitung
Bei <strong>Robert Habeck</strong> muss man dieser Tage bekanntlich ganz vorsichtig sein. Unlängst fühlte sich der Vizekanzler in einem satirischen Tweet des Journalisten Rainer Meyer angesprochen, der über einen „Bahnhofsalkoholiker“ witzelte – und verklagte den Schreiberling prompt. Auch wenn die Gerichtsposse nicht zu Habecks Gunsten ausgegangen ist, wollen wir lieber nichts wagen, und nur ganz freundlich mahnen: Ein dunkleres Hemd zum helleren Anzug gilt gerade im Businessbereich als Fauxpas und wird als unseriös gewertet. Danach muss man sich natürlich nicht richten – könnte man aber, so als Bundeswirtschaftsminister auf einer international ausgerichteten Politik- und Wirtschaftskonferenz …
Bei Robert Habeck muss man dieser Tage bekanntlich ganz vorsichtig sein. Unlängst fühlte sich der Vizekanzler in einem satirischen Tweet des Journalisten Rainer Meyer angesprochen, der über einen „Bahnhofsalkoholiker“ witzelte – und verklagte den Schreiberling prompt. Auch wenn die Gerichtsposse nicht zu Habecks Gunsten ausgegangen ist, wollen wir lieber nichts wagen, und nur ganz freundlich mahnen: Ein dunkleres Hemd zum helleren Anzug gilt gerade im Businessbereich als Fauxpas und wird als unseriös gewertet. Danach muss man sich natürlich nicht richten – könnte man aber, so als Bundeswirtschaftsminister auf einer international ausgerichteten Politik- und Wirtschaftskonferenz …dpa
Wer sich durch Fotos des Global Solutions Summit klickt, wird feststellen: Was die Garderobe angeht, haben die geladenen Frauen vieles besser gemacht als die geladenen Herren. Und das, obwohl die weibliche Kleiderwahl mit deutlich mehr Herausforderungen verbunden ist als die männliche: Einen gut geschnittenen Anzug und ein sauberes Hemd zu finden, das ist doch eine überschaubare Aufgabe. Einen so gleichermaßen persönlich gefärbten wie sachlich-seriösen Look zu kreieren wie <strong>Margarethe Vestager</strong> – das indes ist eine Kunst! Ohnehin ist die EU-Kommissarin für Wettbewerb immer bestens gekleidet, so auch zum Global Solutions Summit, zu dem sie ein Oberteil mit aufregender Oberflächenstruktur und dezentem Blumendessin trug, dessen silbrig glänzende Details wunderbar zu ihrem grauen Haar passen. Chapeau!
Wer sich durch Fotos des Global Solutions Summit klickt, wird feststellen: Was die Garderobe angeht, haben die geladenen Frauen vieles besser gemacht als die geladenen Herren. Und das, obwohl die weibliche Kleiderwahl mit deutlich mehr Herausforderungen verbunden ist als die männliche: Einen gut geschnittenen Anzug und ein sauberes Hemd zu finden, das ist doch eine überschaubare Aufgabe. Einen so gleichermaßen persönlich gefärbten wie sachlich-seriösen Look zu kreieren wie Margarethe Vestager – das indes ist eine Kunst! Ohnehin ist die EU-Kommissarin für Wettbewerb immer bestens gekleidet, so auch zum Global Solutions Summit, zu dem sie ein Oberteil mit aufregender Oberflächenstruktur und dezentem Blumendessin trug, dessen silbrig glänzende Details wunderbar zu ihrem grauen Haar passen. Chapeau!dpa
Datei-Manager, Tech-Milliardär und Warren-Buffett-Doppelgänger&nbsp;<strong>Bill Gates</strong> war als Redner aufs Podium geladen und löste beim Betrachter folgende Assoziationskette aus: Laienpredigt, gehobener Dienst, Versicherungspolice, Windows 96, Betriebssystem, evangelisches Gemeindezentrum, Krawattenzwang, Serverabsturz, MS-DOS, Datenautobahn, HTTP-Statuscode 404, 32-Bit, Bildschirmschoner, W32.Blaster, Abwärtskompatibilität, Lock-in-Effect und Karl Klammer.
Datei-Manager, Tech-Milliardär und Warren-Buffett-Doppelgänger Bill Gates war als Redner aufs Podium geladen und löste beim Betrachter folgende Assoziationskette aus: Laienpredigt, gehobener Dienst, Versicherungspolice, Windows 96, Betriebssystem, evangelisches Gemeindezentrum, Krawattenzwang, Serverabsturz, MS-DOS, Datenautobahn, HTTP-Statuscode 404, 32-Bit, Bildschirmschoner, W32.Blaster, Abwärtskompatibilität, Lock-in-Effect und Karl Klammer.Markus Wächter/Berliner Zeitung
Auch die Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, <strong>Svenja Schulze</strong>, legte einen zwar wenig spannenden, aber doch soliden modischen Auftrag hin: Ein blaues Kleid mit tiefem V-Ausschnitt und Wiener Nähten, dazu chunky goldene Ohrringe und die Haare locker offen getragen – so wird’s gemacht! Gut sind auch die mittellangen, weiten Ärmel, die eine gewisse hemdsärmelige Geschäftigkeit suggerieren.
Auch die Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Svenja Schulze, legte einen zwar wenig spannenden, aber doch soliden modischen Auftrag hin: Ein blaues Kleid mit tiefem V-Ausschnitt und Wiener Nähten, dazu chunky goldene Ohrringe und die Haare locker offen getragen – so wird’s gemacht! Gut sind auch die mittellangen, weiten Ärmel, die eine gewisse hemdsärmelige Geschäftigkeit suggerieren.dpa
Wir sind hingerissen! <strong>Nathalie Delapalme</strong>, CEO der Mo Ibrahim Foundation, verkörpert das, was man zeitlose Eleganz nennt. Die Frau ist unser liebstes Role Model für einen Lebensabschnitt, in dem viele ihrer Geschlechtsgenossinnen (und auch viele Männer) beherzt, aber oft mit fragwürdigem Ergebnis an sich herumschnippeln lassen. Wunderbares Detail: fliederfarbener Nagellack!
Wir sind hingerissen! Nathalie Delapalme, CEO der Mo Ibrahim Foundation, verkörpert das, was man zeitlose Eleganz nennt. Die Frau ist unser liebstes Role Model für einen Lebensabschnitt, in dem viele ihrer Geschlechtsgenossinnen (und auch viele Männer) beherzt, aber oft mit fragwürdigem Ergebnis an sich herumschnippeln lassen. Wunderbares Detail: fliederfarbener Nagellack!Global Solutions Initiative.
Din-A4-Ringblock und Kugelschreiber würden wir normalerweise nicht als bühnentaugliche Accessoires durchgehen lassen – außer bei <strong>Anshula Kant</strong>, versteht sich. Wer die Knete der Weltbank als Finanzvorständin und Geschäftsführerin so patent beisammenhält, kann auch mal mit schnödem Schreibwerkzeug auftreten. An Kant wirkt das tatsächlich charmant-gewissenhaft, genau wie das knopf- und kragenlose Tweedjäckchen im Chanel-Stil oder die herrlich unprätentiösen „Hauptsache bequem“-Ballerinas. Finden wir gut!
Din-A4-Ringblock und Kugelschreiber würden wir normalerweise nicht als bühnentaugliche Accessoires durchgehen lassen – außer bei Anshula Kant, versteht sich. Wer die Knete der Weltbank als Finanzvorständin und Geschäftsführerin so patent beisammenhält, kann auch mal mit schnödem Schreibwerkzeug auftreten. An Kant wirkt das tatsächlich charmant-gewissenhaft, genau wie das knopf- und kragenlose Tweedjäckchen im Chanel-Stil oder die herrlich unprätentiösen „Hauptsache bequem“-Ballerinas. Finden wir gut!BLZ
Eine lobende Erwähnung haben wir auch für <strong>Claudia Brüninghaus</strong> übrig, die als Moderatorin durch den Global Solutions Summit geführt – und ganz genau begriffen hat, was eine solche Gastgeberinnenrolle für die Garderobe zu bedeuten hat. Nämlich: auffällig unauffällig gekleidet sein, der Seriosität des Anlasses entsprechend, zugleich locker und zugänglich. Ihr Kleid in Wickeloptik und in das schönste Petrolgrün getüncht war schlichtweg die perfekte Wahl.
Eine lobende Erwähnung haben wir auch für Claudia Brüninghaus übrig, die als Moderatorin durch den Global Solutions Summit geführt – und ganz genau begriffen hat, was eine solche Gastgeberinnenrolle für die Garderobe zu bedeuten hat. Nämlich: auffällig unauffällig gekleidet sein, der Seriosität des Anlasses entsprechend, zugleich locker und zugänglich. Ihr Kleid in Wickeloptik und in das schönste Petrolgrün getüncht war schlichtweg die perfekte Wahl.Global Solutions Initiative.
Und hier noch eine Randbemerkung zum Schluss: Besser kann man den Unterschied zwischen der <strong>digitalisierten Welt</strong> und&nbsp;<strong>Berlin</strong>&nbsp;gar nicht mehr symbolisch darstellen. Links: trendy Loafer zur frühlingsfrisch-freien Knöchelzone. Ein urbaner Style, wie er mittlerweile in vielen Metropolen der westlichen Welt angesagt ist. Rechts: Berliner Kiez-Modeladen auf dem Weg zum Indoorspielplatz mit anschließendem Töpferkurs für die kleine Sophie-Charlotte und Brüderchen Rüdiger Raoul.
Und hier noch eine Randbemerkung zum Schluss: Besser kann man den Unterschied zwischen der digitalisierten Welt und Berlin gar nicht mehr symbolisch darstellen. Links: trendy Loafer zur frühlingsfrisch-freien Knöchelzone. Ein urbaner Style, wie er mittlerweile in vielen Metropolen der westlichen Welt angesagt ist. Rechts: Berliner Kiez-Modeladen auf dem Weg zum Indoorspielplatz mit anschließendem Töpferkurs für die kleine Sophie-Charlotte und Brüderchen Rüdiger Raoul.Markus Wächter/Berliner Zeitung
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