Kommentar

Krönung von König Charles III. – Ein bisschen Pomp und Pathos würde uns ganz guttun

Mit viel Prunk wurde Charles III. zum König gekrönt. Ist diese Art von Zeremonie noch relevant? Und warum sind wir Deutschen bei so etwas so distanziert? Ein Kommentar.

Der König kommt – Charles III. und Königin Camilla auf dem Weg vom Buckingham Palace zur Westminster Abbey.
Der König kommt – Charles III. und Königin Camilla auf dem Weg vom Buckingham Palace zur Westminster Abbey.dpa

„Coronation Weather“ – Krönungswetter nennen die Briten die Witterung, die am Sonnabend die Krönung von Charles Philip Arthur George zum König von England begleitete. Eine ironische Anspielung auf das typisch englische Nieselwetter, das angeblich jede Krönung bestimmt.

Das war es dann aber auch schon mit der Ironie. Pünktlich verließen Charles und Camilla in einer goldenen Kutsche den Buckingham Palace, dazu wurde eine Kurzfassung der Nationalhymne gespielt, die nun „God Save The King“ heißt. Das Paar legt die gut zwei Kilometer lange Strecke gezogen von sechs weißen Pferden in der Diamond Jubilee State Coach zurück. Pünktlich um kurz vor 12 Uhr MEZ kam die Kutsche mit König Charles III. und seiner Gattin, Königin Camilla in der Londoner Westminster Abbey an, Tausende Schaulustige säumten den Weg vom Buckingham Palace zur Kathedrale, die in einer leichtere Kutsche als gewöhnlich recht zügig zurückgelegt wurde.

Fast spartanische Feierlichkeit

Die Feier in der Westminster Abbey dann, in Anwesenheit aller adligen Würdenträger der Familie Windsor und ihrer Verwandtschaft, Politikern und Gästen wirkte für deutsche Verhältnisse bombastisch und pathetisch, ein anachronistischer Brauch, der wohl in erster Linie der Selbstversicherung der britische Nation als immer noch sehr groß und sehr bedeutsam zu sein, dient.

„Ich bringe euch hier König Charles, euren unnagefochtenen König“, verkündete Baroness Amos in nördliche Himmelsrichtung und spätestens in diesem Moment hatte man das Gefühl, einem etwas angestaubten Hollywoodfilm zuzusehen. Für die Briten indes, wenigstens für die knapp 55 Prozent, die die Monarchie immer noch als richtig und wichtig betrachten, ist der Tag, der Anlass der Krönung wohl ebenfalls eine willkommene Abwechslung von der Krise, die das Land seit dem Brexit im Griff hält.

Um 12.17 Uhr unterschrieb Charles III. in der Westminster Abbey den Vertrag, der ihn an den britischen Staat bindet. Und auch vom Festland aus konnte man ein bisschen neidisch werden, auf so viel Glanz und Gloria und recht sorglos wirkende Verschwendung, auch wenn die Krönung im Vergleich zu Charles’ Hochzeit mit Lady Diana Spencer, fast spartanisch wirkte.

Großer Jubel dann etwas verspätet um 15.30 Uhr auf dem Balkon des Palastes - Charles und Camilla scheinen, jedenfalls an diesem Tag, die Sympathien ihres Volkes zu haben. Mehrmals erschienen König und Königin zu den begeisterten Rufen der Briten auf dem Balkon und blickten etwas erstaunt: Mit soviel Zuneigung hatte niemand gerechnet, aum wenigsten wohl das royale Paar selbst. Der Coronation Flypast fiel wetterbedingt etwas abgespeckt aus, rundete das Ereignis aber feierlich ab. So etwas in Deutschland mit Frank-Walter Steinmeier? Undenkbar. Schade, schon beim Besuch von Charles in Deutschland zeigte sich: Feierlich können wir nicht. 

Nötig ist das vielleicht alles nicht mehr und wirkte mitunter schwer aus der Zeit gefallen, aber in einer Zeit, in denen kein Tag mit schlechten bis sehr schlimmen Nachrichten vergeht, war die Krönungszeremonie von König Charles III. eine nette Unterbrechung. Auch wenn sie dem Monarchen nach 74 Jahren Wartezeit lächerlich kurz vorgekommen sein mag.