Zwischen 60 und 550 Euro muss hinblättern, wer Barack Obama heute Abend (3. Mai) in der Mercedes-Benz-Arena reden hören will. Günstiger kommt da schon eine gute Pasta – selbst beim Edelitaliener Ponte, bei dem der ehemalige US-Präsident am Abend vor seinem großen Auftritt mit Merkel und Sauer zu Abend speiste.
Was Obama und die Bundeskanzlerin a.D. nebst ihrem Gatten im Schöneberger Lokal gegessen haben, ist bisher nicht bekannt. Königsberger Klopse, die Obama bei einem früheren Staatsbesuch im Schloss Charlottenburg gegessen hatte, werden es beim Italiener wohl nicht gewesen sein.
Überhaupt übt man sich in Berlins Restaurationen gern in Diskretion, wenn Staatsgäste zum Essen kommen. Einige Details sickern trotzdem immer mal durch. Wir haben recherchiert, wo präsidiale Besucher in Berlin gern einkehren, was auf ihre Teller und in ihre Gläser kommt.
Bill Clinton: Sauerkrautstrudel und Schlachtplatte
Seit 2014 kann im Gugelhof in Prenzlauer Berg sozusagen am „Präsidententisch“ gespeist werden, der vorher schnöde „Tisch 17“ hieß. Seit aber Bill Clinton hier dinierte, wurde auch das Möbel mit einem passenden Titel versehen: Clinton war mit Gerhard Schröder, Joschka Fischer und der damaligen US-Außenministerin Madeleine Albright eingekehrt.
Die Reservierung soll aus Diskretionsgründen vorab auf den Namen „Schmidtz“ erfolgt sein; vor der Ankunft des damaligen Präsidenten wurden im Gugelhof am Kollwitzplatz Küche und Keller gesichert, Gäste auf der Terrasse freundlich zum Gehen aufgefordert – safety first!

Angekommen im gastronomischen Hochsicherheitstrakt soll Clinton vorweg Sauerkrautstrudel mit Spargel, dann eine Schlachtplatte mit Knacker, Nacken und Bauch und zum Schluss Walnusseis mit Himbeersoße gegessen haben, dazu ein kleines Bitburger. Sämtliche Zubereitungsprozesse wurden freilich von Sicherheitsleuten überwacht.
Davon, dass zehn Jahre früher im Borchardt genauso gründlich kontrolliert wurde, ist auszugehen: Bei einem Staatsbesuch 2004 hatte Clinton im bekannten Promiladen zu Abend gegessen. Damals gab es für Clinton – natürlich – das obligatorische Borchardt-Schnitzel. Dazu eine Cola light – und keinen Nachtisch.
George W. Bush: Apfelstrudel statt Schweinshaxe
2002 traf der damalige US-Präsident George W. Bush zu einem Freundschaftsbesuch in Berlin ein – bewacht von 10.000 Polizisten, beschimpft als „Kriegstreiber“. Gespeist wurde trotzdem, Bundeskanzler Gerhard Schröder führte seinen Gast ins Theodor Tucher am Pariser Platz aus.

Schröder verputzte eine Currywurst (Surprise!), Bush soll eine Offerte des Küchenchefs (Schweinshaxe in Ingwersauce) ausgeschlagen und sich stattdessen an einem Stück Apfelstrudel gelabt haben. Nur fünf Monate später schlug im Tucher die Stunde der Vorgänger: Bill Clinton und Helmut Kohl langten bei Eisbein mit Sauerkraut und Erbspüree zu. Dem Restaurant brachte sein hochkarätiges Publikum allerdings kein Glück: 2015 machte es dicht.
Netanjahu: ein halbes Schnitzel
Als Benjamin Netanjahu vor ein paar Wochen Berlin besuchte, herrschte im Waldorf Astoria höchste Sicherheitsstufe. Auch bei einem vorigen Staatsbesuch im Jahr 2016 wurden die Straßen rund um das Luxushotel am Bahnhof Zoo, in dem Israels Ministerpräsident auch damals nächtigte, weiträumig abgesperrt. Gut abgeschirmt wurde Netanjahu von seinen Sicherheitsleuten auch im Restaurant Solar in Kreuzberg, in dem er einen Montagabend verbrachte.
In dem Restaurant auf der Stresemannstraße bestellte Netanjahu Schnitzel – wir vermuten: Kalb –, ließ aber ziemlich viel von der panierten Ware liegen, so hieß es damals. Wo er bei seinem jetzigen Staatsbesuch in Berlin gegessen hat, ist indes nicht bekannt.
Sarkozy: Schnitzel und Beelitzer Spargel
Als Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy 2009 zum Kurzbesuch anrauschte, hätte man viele Adressen vermuten können für die abendliche Restaurantwahl. Paris Bar, Ganymed, Feinkost im Galeries Lafayette ... Stattdessen entschieden sich Kanzlerin Angela Merkel und er wenig überraschend für das Promi-Lokal Borchardt. Während draußen ein Aufgebot von Leibwächtern, Polizei und Sanitätern wartete, speiste man drinnen Beelitzer Spargel mit Schnitzel, trank dazu Weißwein und Wasser.

Dem Präsidenten mundete es offenbar vorzüglich, jedenfalls bestellte er noch ein Schnitzel nach. Zu den Kellnern soll er gesagt haben: „Ich habe noch nie zweimal das Gleiche gegessen. Aber es war so lecker!“ Vor dem Restaurant hatten sich in der Zwischenzeit einige Schaulustige versammelt, Sarkozy schüttelte satt und zufrieden noch ein paar Hände, bevor er zurück nach Paris flog.
Putin: Austern und Entenleber mit Rotwein
Vorerst wird Putin wohl nicht mehr in Berlin zu Abend essen. Ein Staatsbesuch an sich schließt sich ja erst mal aus. 2010 war das noch anders: Damals war der russische Präsident nach Berlin gereist und ging hier mit Busenfreund Gerhard Schröder schick essen – ins Café des Artistes in Schöneberg nämlich; ein Restaurant, das der russische Inhaber zuvor schon einmal in Moskau eröffnet hatte, bevor er mit seinem Laden nach Deutschland umsiedelte.

Im Café hatte man drei Gänge vorbestellt, vorweg gab’s – natürlich – Austern. Es folgte Entenleber mit Rotwein-Begleitung. Wer nun Appetit bekommt oder aus unerfindlichen Gründen schon immer mal dort speisen wollte, wo auch Putin einst gegessen hat, wird nun bitterlich enttäuscht: Café des Artistes in der Fuggerstraße gibt es nicht mehr.
Barack Obama: Klopse und Stampfkartoffeln
Hätte er es nicht zum US-Präsidenten gebracht, Barack Obama hätte auch einen prima Restauranttester abgegeben. In Berlin jedenfalls kennt er mehr Lokale als so mancher Einheimischer. 2008, nach seiner Rede an der Siegessäule, fuhr der damalige Präsidentschaftskandidat mit seiner Entourage vom Hotel Adlon rüber zur Französischen Straße ins Borchardt.
Kurz vor 22 Uhr traf er im Lokal ein, wo eilig Tische zusammengeschoben wurden, während die Security vor der Tür den Fußweg absperrte. Obama saß mit dem Gesicht zum Fenster und ließ den Tag locker ausklingen. Nach gut einer Stunde verließ er das Restaurant wieder, aber nicht, ohne vorher mit den Gästen an benachbarten Tischen Smalltalk betrieben zu haben.



