Ich lasse meinen Blick über den Tresen gleiten, während ich den kleinen Perlmuttlöffel Kaviar auf meiner Zunge zergehen lasse. Irgendwo zwischen Celine-Sonnenbrillen und Funktionswesten bleibt er auf einem Vater mit seinen zwei Kindern ruhen, dunkelblond, blauäugig, die Kinder zwischen 19 und 23, groß gewachsen, mit Kataloggesichtern und einem intendierten Hauch Nachlässigkeit in den Outfits.
Der Sohn in hellblauer Baggy-Jeans und Stone-Island-T-Shirt, die Tochter ebenfalls in etwas zu tief sitzender Hose, weißem Tanktop, darüber ein Hemd von Ralph Lauren, strenger Zopf. Charlottenburger Rich Kids, die aus Generationen herkunftsbewusster Partnerwahl und zur zweiten Natur gewordener Essdisziplin hervorgegangen sind – noblesse oblige, vor allem beim Aussehen –, und ohne die weder diese engelsgleichen Gesichter noch deren zu erahnende Manieren möglich gewesen wären, trotz low-waist Rebellion und gelangweilten Rumschiebens des Tellers. Später am Abend wird man die beiden, umgeben von Freunden vergleichbarer Abstammung, ohne Daddy wohl im Schwarzen Café oder anderswo in der Nähe des Savignyplatzes abhängen sehen.

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