Die Kurve, die anzeigt, wie stark die Intensivstationen in Berlin durch die Corona-Pandemie belastet sind, steigt derzeit nicht steil an. Sie flacht sogar eher ab. Eine andere Kurve dagegen würde steil nach oben schießen, wenn man sie aufzeichnete. Sie zeigt an, wie erregt die politische Corona-Debatte geführt wird. Müssen Maßnahmen gegen eine Infektionswelle im Herbst und Winter ergriffen werden? Und wenn ja, wann? Berlins Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Grüne) hat gesagt: jetzt! Kollegen aus der Regierungskoalition und der Opposition sagen: Stopp, nein!
Vordergründig geht es um eine Petitesse. Darum, wo und bei welcher Gelegenheit demnächst wieder Masken getragen werden müssen. Und um Details der Umsetzung, die den Bürgern plausibel erklärt werden müssen. Tatsächlich steht weit mehr auf dem Spiel. Eine Krise zu bewältigen, erfordert eine klare Strategie und dazu eine klare Führung. Die Pandemie hat das mehr als einmal bewiesen.
An ihrem Beginn mit all seinen Unwägbarkeiten blieb kaum mehr als der Zwang zum kollektiven Stillstand. Inzwischen hat sich die Lage aber grundlegend geändert, die Menschen haben gelernt, mit dem Coronavirus zu leben. Sie brauchen dazu keine Kurven, die anzeigen, wie stark das Gesundheitswesen belastet ist. Was sie schon gar nicht brauchen, sind erregt geführte Debatten, die den Eindruck erwecken, den politisch Verantwortlichen fehle ein Konzept.


