Mode

Benjamin von Stuckrad-Barre: Das Geheimnis seines Matrosenhemds

Ein Autor sorgt für Aufruhr, jedes seiner Worte wird auf die Goldwaage gelegt. Ein Vexierspiel. Aber welche Rolle spielt das Ringel-T-Shirt?

Der Autor Benjamin von Stuckrad-Barre liest im Berliner Ensemble aus seinem Buch „Noch wach?“.
Der Autor Benjamin von Stuckrad-Barre liest im Berliner Ensemble aus seinem Buch „Noch wach?“.dpa

Noch einmal zu Benjamin von Stuckrad-Barre. Echt jetzt? Was ist nicht in den letzten Tagen alles geschrieben und gezeigt, gemutmaßt und behauptet worden. Klar, ein Schlüsselroman. Aber was soll sich da eigentlich öffnen?

Stuckrad-Barre hat zur Erklärung am Mittwochabend im Berliner Ensemble das Wort Vexierspiel gebraucht. Wenn man es ausspreche, so Stuckrad-Barre geheimnisvoll, habe man sogleich ein bisschen Zeit gewonnen. Der Mann weiß, wie man Pausen macht und Zeitfenster schließt. Zu seinem Kommunikationsspiel gehört das hastige Überspringen, der bedeutungsvolle offene Mund.

Ein Ausflug in die Streetphilosophy

Und die Kleidung? Klar! Kleidung. Unbedingt. Stuckrad-Barre hat 2001 einen Text geschrieben, der in der FAZ als Interview mit Claus Peymann erschien und in der „Harald-Schmidt-Show“ als Dramolett aufgeführt wurde. Es war eine Anspielung auf Thomas Bernhards Stück „Claus Peymann kauft sich eine Hose und geht mit mir essen“ von 1986.

Wenn man erst einmal im Flow ist, kann man das unendlich fortsetzen. Die Schriftstellerin Ronja von Rönne, wie Stuckrad-Barre für einige Zeit Kolumnistin bei der Tageszeitung „Die Welt“, ist mit Stuckrad-Barre für ihre Arte-Sendung „Streetphilosophy“ shoppen gegangen, um nebenbei übers Faulenzen zu reden. Das war das Thema jener Ausgabe ihrer Sendung. Und es war schon das Prinzip. Man tut ein paar Dinge und redet klug oder fahrig über dies und das.

Wenn man sich die kurze Passage anschaut, erfährt man das meiste über Benjamin von Stuckrad-Barre, zumindest über dessen Art und Weise, sich zu kleiden. Er spricht darin über Formlosigkeit und die Varianten, sich gehen zu lassen.

Der Anzug von Tom Wolfe

Stuckrad-Barres bevorzugter weißer Dandy-Anzug geht übrigens zurück auf den amerikanischen Autor Tom Wolfe. Der hatte, als er noch nicht so berühmt und erfolgreich war, kein Geld für teure Kleidung. Als dann doch einmal etwas übrig war, legte er sich einen weißen Anzug zu. Ob es das Ergebnis einer exzentrischen Wahl oder bloß aus Mangel an Alternativen war, habe ich vergessen. Zum Erkennungszeichen des klassischen Dandys aber wurde Wolfes Anzug deshalb, weil er ihn, da es sein einziger war, auch im Winter trug. Das fiel zu seiner Zeit derart aus dem Rahmen, dass es nur als Zeichen der Unangepasstheit verstanden werden konnte.

Und Stuckrad-Barres gestreiftes Matrosenhemd? Folgt es nicht einer ähnlichen Laune des Spiels mit Kleidungsvorschriften und -erwartungen? So ist’s in den letzten Tagen hinreichend beschrieben worden. Was aber hat es zu bedeuten, dass Stuckrad-Barre ein Shirt des amerikanischen Mittelklasse-Jeans-Designers Tommy Hilfiger trägt? Sparsamkeit? Der Beginn von Verwahrlosung? Kann Claus Peymann helfen?