Wer mit einem Bagatellfall in die Notaufnahme geht, soll künftig zur Kasse gebeten werden. Das fordert der Chef der Kassenärzte, Andreas Gassen. Damit soll der Überlastung der Notaufnahmen entgegengewirkt werden. Denn von den 1,3 Millionen Fällen, die etwa jährlich in den 39 Berliner Rettungsstellen behandelt werden müssen, seien nur wenige echte Notfälle, heißt es. Viele seien Fälle für die Arztpraxis oder Bagatellen.
Mediziner zitieren gern eine Faustregel für den Fall, der in die Notaufnahme gehört: „Etwas ist ab, was dran sein sollte. Etwas ist drin, was draußen sein sollte. Etwas lässt sich bewegen, was sich nicht bewegen sollte. Es bewegt sich gar nichts mehr.“
Was ist aber mit dem, der selbst mit Brustschmerzen in die Klinik gefahren ist, bevor sich „gar nichts mehr“ bewegt? Soll der künftig mit einer Gebühr bestraft werden, wenn es sich doch nicht um einen Herzinfarkt handelte, sondern um eine Muskelzerrung?
Viele Menschen sind ängstlich, medizinisch ungebildet oder einfach dreist
Viele Menschen sind aber auch überängstlich, medizinisch ungebildet. Ein grippaler Infekt oder eine alltägliche Verletzung werden da schnell vermeintlich lebensgefährlich. Andere Leute sind einfach nur dreist und fahren in die Klinik, weil sie in der Arztpraxis nur schwer einen Termin bekommen. Lassen sich solche Probleme aber mit einer Gebühr lösen? Oder geht es hier nicht auch um Bildung, Information und die generelle medizinische Versorgung?


