Für mich ergibt sich kein Konflikt zwischen meiner Zugehörigkeit zu zwei konkurrierenden PEN-Organisationen in Deutschland. Ich bin Stipendiatin im Writers-in-Exile-Programm von PEN Deutschland. Und ich bin auch Gründungsmitglied des PEN Berlin.
PEN Berlin sehe ich als eine dringend notwendige Neugründung, die nach internen Konflikten, Differenzen und Zerwürfnissen innerhalb von PEN Deutschland entstanden ist. Anstatt die ungesunde Giftigkeit fortzusetzen, die nach Meinungsverschiedenheiten über Führungs- und Managementstil, unterschiedliche Positionen zum Russland-gegen-Ukraine-Krieg und die Differenzen über die Verteilung der Mittel für das Writers-in-Exile-Programm entbrannten, war es für die verfeindeten Fraktionen besser, sich zu trennen. Nach Deniz Yücels Rücktritt als Präsident verließen zahlreiche Mitglieder PEN Deutschland, weil sie die Notwendigkeit erkannten, sich von tradierten Ansichten und Praktiken zu distanzieren.
Sie haben ihre Mitgliedschaft im PEN Deutschland aufgekündigt, um sich neu zu formieren. Wo ist die Logik und die Gerechtigkeit, die Gründung einer neuen Vereinigung von Dichtern, Essayisten und Buchautoren, die Deutschland leben, aber keinen PEN-Club haben, mit dem sie sich identifizieren können, zu verhindern? Warum sollte die Registrierung einer neuen Vereinigung unter dem Dach von PEN International nicht möglich sein, wenn diese neue Vereinigung allen Prinzipien der PEN-Charta folgt? Deutschland hat genug Platz für zwei autonome PEN-Clubs, die auf friedvolle Weise nebeneinander bestehen können.
PEN Berlin muss die Freiheit haben, 1) sein unabhängiges Programm und seine eigene Zielsetzung zu entwickeln, 2) sich ebenfalls um Ressourcen, einschließlich finanzieller Mittel, zu bewerben, 3) neue Mitglieder zu werben und zu gewinnen, 4) zeitgemäße Programme für den Schutz verfolgter Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus der ganzen Welt zu entwerfen und zu entwickeln und 5) eine Plattform für in Deutschland lebende Schriftsteller zu bieten, um sich mit Gleichgesinnten zusammenzuschließen – insbesondere mit solchen, deren Bedürfnisse innerhalb des bestehenden PEN Deutschland nicht erfüllt werden.

