Energiekrise

Ist die Neue Nationalgalerie Berlin zu luftig in Zeiten des Gasmangels?

Museen sind auch Energieverbraucher. Was wird in Zeiten der Nachhaltigkeit aus den Glaspalästen für die Kultur?

Neue Nationalgalerie
Neue NationalgalerieImago/Schöning

Mit der vor einem Jahr nach langer Sanierungspause wiedereröffneten Neuen Nationalgalerie feierte man vor allem auch den mutigen Entwurf von Mies van der Rohes Universalraum. Und es stimmt ja. Wann immer man die Halle aus Stahl und Glas betritt, wird man sogleich von der Erhabenheit des von Licht durchfluteten Raums ergriffen. Es bedarf nicht der Phrase von einer Ikone der Klassischen Moderne. Man spürt, dass es so ist.

Aber sie ist ein architektonischer Glücksfall mit Folgen. Und das hat nicht nur mit den aufwendig in China produzierten Glasscheiben zu tun, die wegen der Lieferkettenprobleme mittlerweile vermutlich gar nicht mehr auf den Weg nach Berlin geschickt werden würden. Für die Herstellung des sogenannten Floatglases war im Rahmen des Sanierungsvorhabens weltweit lediglich eine Firma ausfindig gemacht worden. Das Basisglas wurde südlich von Peking gefertigt und dann von einem ebenfalls in Peking ansässigen Glasveredler mit übergroßen technischen Einrichtungen weiterverarbeitet.

Eben noch ein Meisterwerk, jetzt eine Belastung

Was eben noch als Meisterstück globaler Industrie- und Handwerkskunst zu bewundern war, erscheint nun im Zeichen sinnloser Verschwendung. „Die Zeit der Glaspaläste ist vorbei“, sagte unlängst Stefan Simon, der Direktor des Rathgen-Forschungslabors, dem Sender Deutschlandradio Kultur. Unter dem Dach der Staatlichen Museen zu Berlin kümmert man sich in diese Einrichtung um naturwissenschaftliche Fragen zur Denkmalpflege, zur Erhaltung archäologischer Stätten sowie zur Restaurierung und Konservierung. Und aus dieser Sicht gehören Museen zu den großen Energieverbrauchern der Stadt. Die Neue Nationalgalerie verbraucht seit ihrer Wiedereröffnung mehr Energie als je zuvor, und das unmittelbar gegenüber im Bau befindliche Museum der Moderne steht seit geraumer Zeit wegen seiner katastrophalen Ökobilanz in der Kritik.

Eine ganz andere Sorge umtreibt unterdessen Olaf Zimmermann vom Deutschen Kulturrat. Er befürchtet wegen steigender Energiepreise und drohender Engpässe bei der Versorgung mit Strom und Gas Schließungen im Kulturbereich. Weil in kommunalen Haushalten Kosteneinsparungen beinahe ausschließlich über die sogenannten freiwilligen Leistungen erfolgen, zu denen Kultureinrichtungen gehören, schlägt Zimmermann vorsorglich Alarm.

Die Schlagworte „green culture“, „Nachhaltigkeit“ und „klimaneutral“ erscheinen nicht länger als Vorboten einer grünen Kulturpolitik, sondern als Begründungen eines Notfallplans für den kommenden Winter.