In den Museen, die vormals mit dem inzwischen als fragwürdig geltenden Begriff Völkerkunde konnotiert waren, ist die Herkunftsgeschichte der Sammlungsgegenstände lange Zeit eher nachrangig behandelt worden. Und als mit der Unterzeichnung der Washingtoner Erklärung von 1998 die Erforschung geraubter Kunst stärker in den Mittelpunkt rückte, galt die Aufmerksamkeit einer sich etablierenden Provenienzforschung zunächst der von den Nazis beschlagnahmten oder geraubten Kunst. Erst in jüngerer Zeit widmen sich die Einrichtungen intensiver auch der Kunst aus kolonialen Kontexten, gerade auch hinsichtlich ihrer oft umstrittenen Erwerbsgeschichte.
Über 5000 Objekte sind erschlossen
So gesehen kann die nun in Berlin vorgestellte Plattform Digital Benin als beachtlicher Entwicklungssprung angesehen werden. Das 2020 in Hamburg am Museum am Rothenbaum Kulturen und Künste der Welt (MARKK) begonnene Projekt hat sich zur Aufgabe gemacht, die im späten 19. Jahrhundert geraubten Kunstschätze aus dem Königreich Benin auf einer digitalen Plattform zu dokumentieren und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Von der Ernst von Siemens Kunststiftung gefördert, hat sich ein vierzehnköpfiges Projektteam, das durch wissenschaftliche Beratung aus Nigeria, Kenia und den USA unterstützt wurde, an die Arbeit gemacht, weltweit Sammlungen zu kontaktieren und Objektdaten zusammenzutragen. Am Mittwoch wurde das Ergebnis in Berlin vorgestellt: 131 Museen und Institutionen aus 20 Ländern, darunter Australien, Neuseeland, den USA, Kanada und Israel sowie 14 europäische Staaten, haben daran mitgewirkt, über 5240 Objekte zu dokumentieren.

