Todesstrafe

Zwei junge Männer zum Tod verurteilt: Proteste im Iran gegen Hinrichtungen

Zahl der Todesurteile steigt mit den Schuldsprüchen auf 17. Vier Verurteilte sind bereits hingerichtet. An den Urteilen entzünden sich neue Proteste.

Eine Frau demonstriert in Solidarität mit der Protestbewegung im Iran. 
Eine Frau demonstriert in Solidarität mit der Protestbewegung im Iran. imago

Im Zusammenhang mit den seit Monaten anhaltenden Protesten im Land hat ein iranisches Gericht drei weitere Todesurteile verhängt. Saleh Mirhaschemi, Madschid Kasemi und Sajed Jaghubi seien schuldig gesprochen worden, für den Tode von drei Sicherheitskräften bei einer Demonstration am 16. November in der Provinz Isfahan mitverantwortlich zu sein, teilte die Nachrichtenwebsite der iranischen Justizbehörden, Misan, am Montag mit.

Nach Angaben von Aktivisten haben nach dem Schuldspruch zahlreiche Menschen gegen die bevorstehende Hinrichtung der jungen Demonstranten protestiert. Prominente Aktivisten und Nutzer in den sozialen Medien berichteten in der Nacht zum Montag von Menschenmengen, die sich vor einem Gefängnis nahe der Hauptstadt Teheran versammelten.

Auch Angehörige eilten demnach zur berüchtigten Gohardascht-Haftanstalt in Karadsch, um gegen die geplante Hinrichtung der beiden Verurteilten Mohammed G. und Mohammed B. zu demonstrieren. Zuvor hatten Nutzer in Online-Medien gemeldet, dass deren Exekution unmittelbar bevorsteht.

Nach Protesten: Iranische Justiz verurteilte bereits 17 Menschen zum Tod

Nach Angaben von Misan wurden die jungen Demonstranten in erster Instanz wegen „Kriegs gegen Gott“ zum Tode verurteilt. Zwei weitere Angeklagte erhielten Haftstrafen, darunter der 26-jährige Fußballer Amir Nasr-Asadani. Er wurde zu insgesamt 26 Jahren Gefängnis verurteilt. Gegen alle Urteile kann laut Misan noch vor dem Obersten Gerichtshof Berufung eingelegt werden.

Seit Beginn der Proteste vor knapp vier Monaten verhängte die iranische Justiz damit bislang 17 Todesurteile, von denen vier bereits vollstreckt wurden, zwei von ihnen am Samstag. Zwei weitere Urteile wurden vom Obersten Gerichtshof bestätigt, die restlichen Verurteilten warten noch auf weitere Verfahren oder können Berufung einlegen.

Die Hinrichtungen sorgten international für Entsetzen und Empörung. Der Westen reagierte mit weiteren Sanktionen gegen Teheran. Auslöser der regierungskritischen Proteste war der Tod der 22-jährigen Kurdin Jina Mahsa Amini am 16. September nach ihrer Festnahme durch die Sittenpolizei wegen eines Verstoßes gegen die strikte islamische Kleiderordnung. Seitdem wurden hunderte Menschen bei den Protesten getötet und tausende weitere festgenommen.