Verabschiedung

Großer Zapfenstreich der Bundeswehr: Olaf Scholz nennt Kanzlerschaft die „große Ehre meines Lebens“

Der Bundeskanzler ist feierlich mit einem Zapfenstreich verabschiedet worden. In einer Rede dankt ihm Boris Pistorius, auch Scholz selbst findet würdigende Worte für das Amt.

Der scheidende Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) steht beim großen Zapfenstreich der Bundeswehr anlässlich seiner Verabschiedung.
Der scheidende Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) steht beim großen Zapfenstreich der Bundeswehr anlässlich seiner Verabschiedung.Kay Nietfeld/dpa

Der scheidende Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ist feierlich mit einem Großen Zapfenstreich verabschiedet worden. Um 21 Uhr begann das feierliche Zeremoniell auf dem Paradeplatz des Verteidigungsministeriums. Die Verabschiedung war live übertragen worden. Es ist Scholz' letzter Tag als Bundeskanzler. Am Dienstag wird sein Nachfolger Friedrich Merz (CDU) gewählt.

Geladen waren 750 Gäste, darunter auch der zukünftige Bundeskanzler Merz. Darunter Bärbel Bas, Friedrich Merz, Julia Klöckner, Annalena Baerbock und Robert Habeck.

Verteidigungsminister und Parteikollege Boris Pistorius hielt zu Beginn als Gastgeber eine Rede. „Wir verabschieden uns von einem Staatsmann“, so Pistorius, der Deutschland „in stürmischen Zeiten“ mit Klugheit und Besonnenheit geleitet habe. Besonders nahm Pistorius dabei Bezug auf den Ukraine-Krieg, der nur drei Monate nach Beginn von Scholz' Amtszeit begann. Scholz habe für „Verlässlichkeit und Stabilität“ gestanden. Die „selbstbewusste Zuversicht“ zeichne Scholz aus. Er habe sich stets als Anwalt der Menschen verstanden und sei aus tiefster Überzeugung Sozialdemokrat.

Bereits als Vizekanzler habe er in der Corona-Pandemie Krisenfestigkeit bewiesen. Besonders würdigte Pistorius die „Zeitenwende“-Rede von Scholz wenige Tage nach dem Beginn den russischen Angriffskrieg auf der Ukraine. Pistorius nannte Scholz den „Kanzler der Zeitenwende“. Scholz habe sich stets für ein starkes Europa und die transatlantischen Bündnisse eingesetzt.

Scholz wünscht Nachfolger Merz „glückliche Hand“

Dann trat Olaf Scholz ans Rednerpult. Er verspüre beim Blick zurück auf seine Kanzlerschaft eine „tiefe Dankbarkeit“, sagte er. Weiter dankte er den Soldaten der Bundeswehr sowie den deutschen Bürgern für ihr Vertrauen. Dies sei über drei Jahrzehnte als Politiker seine „Triebfeder“ gewesen. Der nun anstehende Regierungswechsel sei „Ausdruck demokratischer Normalität“. Es sei jedoch keine Selbstverständlichkeit, dass dies so „kollegial“ und „anständig“ geschehe.

Der scheidende Bundeskanzler Olaf Scholz (M, SPD) steht mit Verteidigungsminister Boris Pistorius (r, SPD) und General Carsten Breuer, Generalinspekteur der Bundeswehr, beim großen Zapfenstreich.
Der scheidende Bundeskanzler Olaf Scholz (M, SPD) steht mit Verteidigungsminister Boris Pistorius (r, SPD) und General Carsten Breuer, Generalinspekteur der Bundeswehr, beim großen Zapfenstreich.Kay Nietfeld/dpa

Der Noch-Bundeskanzler wählte seine Worte mit Bedacht und zeigte noch ein letztes Mal als Kanzler, wie gut er in Situationen wie dieser ist, vor allem in seiner Rhetorik. „Demokratie braucht ein grundlegendes Verständnis von Solidarität untereinander“, sagte er. Gerade in Krisenzeiten stehe Deutschland zusammen und wachse über sich hinaus. „Deutschland als Bundeskanzler zu dienen, war und bleibt die große Ehre meines Lebens“, so Scholz. „Ich spreche das aus, weil man es einem Norddeutschen wie mir nicht immer im Gesicht ablesen kann.“

Zuletzt wünschte der Noch-Kanzler seinem Nachfolger Friedrich Merz viel Erfolg und eine „glückliche Hand“ und in schweren Zeiten besondere Begegnungen, wie auch er sie gehabt habe. „Ein Land, das solche Bürgerinnen und Bürger hat, braucht keine Angst vor der Zukunft zu haben“.

Friedrich Merz (CDU) und seine Frau Charlotte sitzen beim großen Zapfenstreich der Bundeswehr anlässlich der Verabschiedung des geschäftsführenden Bundeskanzlers Olaf Scholz (SPD).
Friedrich Merz (CDU) und seine Frau Charlotte sitzen beim großen Zapfenstreich der Bundeswehr anlässlich der Verabschiedung des geschäftsführenden Bundeskanzlers Olaf Scholz (SPD).Kay Nietfeld/dpa

Traditionell dürfen sich die verabschiedeten Regierungschefs drei Lieder wünschen. Scholz wählte zwei Titel aus dem Genre der Popmusik und ein klassisches Stück. Beim ersten Song handelt es sich um den Beatles-Klassiker „In my Life“. Als Zweites wünscht sich Scholz einen Auszug aus dem Zweiten Brandenburgischen Konzert von Johann Sebastian Bach – womöglich als Anspielung auf seinen Wahlkreis und Wohnort Potsdam. Als Letztes wünscht sich Scholz einen weiteren ikonischen Titel der 1960er-Jahre. „Respect“ in der Fassung der US-amerikanischen Soul-Sängerin Aretha Franklin wurde 1967 zum Hit.

Als dritter Teil des großen Zapfenstreichs folgte eine festgelegte Musikfolge, das Gebet sowie die deutsche Nationalhymne. Die Abmeldung und der Ausmarsch der beteiligten Soldaten beendeten das Zeremoniell gegen 22.15 Uhr.