Gesundheit

Hendrik Streeck bekräftigt Haltung zur Versorgung: Ältere Menschen würden „teils totoperiert“

Virologe Streeck stellte die medizinische Behandlung Hochbetagter infrage. Nun hat er in einem Gastbeitrag noch einmal seine Meinung unterstrichen.

Hendrik Streeck (CDU)
Hendrik Streeck (CDU)Michael Kappeler/dpa

In einem Gastbeitrag für die Rheinische Post hat der Virologe Hendrik Streeck seine umstrittenen Aussagen zur Versorgung hochbetagter Menschen in Deutschland erneut dargelegt. Streeck kritisiert, dass in der Medizin häufig Behandlungen vorgenommen würden, „weil es möglich ist – nicht, weil es sinnvoll ist“. Dies führe dazu, dass sehr alte Menschen teils „totoperiert“ würden, obwohl Eingriffe ihre Lebensqualität kaum noch verbessern könnten. Besonders am Lebensende brauche es eine ehrliche Abwägung zwischen medizinischer Machbarkeit und tatsächlichem Nutzen.

Streeck betont, dass eine moderne Medizin nicht nur die technische Machbarkeit im Blick haben dürfe, sondern den individuellen Nutzen. Die derzeitige Praxis, so seine Kritik, setze zu oft auf invasive Maßnahmen, die gerade am Lebensende eher belasten als helfen. Auch Angehörige seien in solchen Situationen häufig überfordert – zwischen Hoffnung, Angst und der Frage, was das Richtige für die Betroffenen ist.

„Wir behandeln den 90-Jährigen wie den 50-Jährigen“

Als Kernproblem sieht Streeck, dass Patientengespräche über realistische Ziele zu selten stattfinden. Ärzte stünden unter dem Druck, zu handeln, und Kliniken würden für Eingriffe bezahlt – nicht für Beratung oder Zurückhaltung. Dadurch entstehe eine Überversorgung, die weder medizinisch noch ethisch immer sinnvoll sei. Stattdessen fordert Streeck eine offenere Debatte darüber, wann Eingriffe angemessen sind und wann nicht.

Zudem plädiert der Virologe für eine stärkere Verankerung von Palliativmedizin und eine bessere Aufklärung. Es gehe nicht darum, Behandlungen vorzuenthalten, sondern die richtigen Entscheidungen zur richtigen Zeit zu treffen. Streeck appelliert an Politik und Ärzteschaft, den Fokus stärker auf Lebensqualität und Patientenwünsche zu richten – besonders dann, wenn das Lebensende näher rückt.