Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ruft wegen der Ausbreitung der Mpox-Krankheit die höchste globale Alarmstufe aus.
Der Notfallausschuss der WHO sei am Mittwoch zusammengetreten und habe mitgeteilt, dass die Situation eine „gesundheitliche Notlage internationaler Tragweite“ darstelle, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Abend auf einer Pressekonferenz. „Ich habe diesen Ratschlag angenommen.“
Die WHO sieht das Risiko, dass sich die Mpox nach 2022 erneut international ausbreiten und in mehreren Ländern zum Gesundheitsrisiko werden könnten. Die Notlage-Erklärung soll Behörden in aller Welt alarmieren, damit sie sich auf mögliche Ausbrüche vorbereiten.
Sie erhalten eine Bestätigung per E-Mail.
Die „gesundheitliche Notlage internationaler Tragweite“ kann nur vom WHO-Direktor ausgerufen werden und sieht rechtlich bindende Schritte zur Eindämmung der betreffenden Krankheit vor. „Die WHO wird in den kommenden Tagen und Monaten in enger Zusammenarbeit mit allen betroffenen Ländern (...) die globalen Gegenmaßnahmen koordinieren“, sagte Tedros.
Die Entscheidung der 15 Mitglieder des Notfallausschusses sei einstimmig erfolgt, sagte die Ausschussvorsitzende Dimie Ogoina. „Wir stehen vor mehreren Epidemien mit verschiedenen Varianten in verschiedenen Ländern“, hatte Tedros vor der Sitzung erklärt. Auch die Übertragungswege und die Gefahren einer Erkrankung unterscheiden sich laut dem WHO-Chef stark.
Mpox: Neue Fälle in vier Ländern, WHO besorgt wegen neuer Virus-Variante
Neue Fälle waren zuvor aus vier Ländern in Afrika gemeldet worden, die vorher keine Mpox-Fälle kannten: Burundi, Ruanda, Kenia und Uganda. Das Risiko bestehe, dass sich die Krankheit weiter ausbreitet und auch ferne Länder erreicht, sagte Mpox-Expertin Rosamund Lewis. Die Welt sei durch internationale Flüge sehr vernetzt. Die WHO betonte aber, dass sie keine Reisebeschränkungen empfehle. Vielmehr müssten Menschen über Risiken aufgeklärt werden und Behörden wachsam sein, um Ausbrüche frühzeitig zu entdecken.
Die Sorge der WHO bezieht sich unter anderem auf eine neue Virus-Variante, die Ende 2023 im Osten der Demokratischen Republik Kongo entdeckt worden ist. Es handelt sich um eine Sublinie der Mpox-Klade I (römisch eins), namens Ib. Sie könnte ansteckender sein als bisherige Varianten und schwerere Krankheitsverläufe auslösen. Detaillierte Studien dazu stehen noch aus.
Mpox: Was sind die Symptome und welcher Impfstoff schützt?
Die Variante breite sich „anscheinend vor allem durch sexuelle Netzwerke aus“, sagte Tedros. Typische Symptome einer Infektion mit der 1b-Variante sind Hautausschläge am ganzen Körper. Bei milderen Varianten beschränkt sich der Ausschlag auf einige Stellen, wie Mund, Gesicht oder Genitalien. Neben Pusteln gehört auch Fieber zu den typischen Symptomen der Krankheit, was vor allem für Kinder tödlich sein kann. Der Impfstoff gegen das Pockenvirus schützt auch vor einer Infektion mit dem Mpox-Virus.
Die Europäische Gesundheitsbehörde ECDC hat das Risiko einer Ausbreitung der neuen Variante in Europa Ende Juli als „sehr gering“ eingeschätzt. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) gibt es bislang keine bekannten Fälle der Klade I in Deutschland.
Mpox hießen früher Affenpocken, weil sie zufällig erstmals bei Affen nachgewiesen worden waren. Die WHO hat den neuen Namen festgelegt, weil sie Krankheiten weder nach Tieren noch Ländern benennen will, in denen sie entdeckt werden, um Diskriminierungen vorzubeugen.
Bereits mehr als 14.000 Mpox-Fälle im Kongo
Vom jüngsten Ausbruch der Mpox-Krankheit ist die Demokratische Republik Kongo am stärksten betroffen. Laut WHO gab es in dem zentralafrikanischem Land in diesem Jahr bereits mehr als 14.000 Mpox-Fälle. 524 Menschen starben an dem Virus. Das seien mehr als im gesamtem Jahr 2023, sagte WHO-Chef Tedros.
Die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC) bezeichnete die Ausbreitung des Virus als „sehr besorgniserregend“. Der IFRC sei bereit, auch in entlegenen Regionen bei der Eindämmung der Ausbreitung des Virus zu helfen.
Insgesamt sind laut der Gesundheitsbehörde der Afrikanischen Union (Africa CDC) in 16 afrikanischen Ländern seit Januar 2022 über 38.000 Fälle registriert worden. 1456 Menschen seien an Mpox gestorben. 2024 stieg die Zahl der Fälle laut Behörde um 160 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Regierung der Demokratischen Republik Kongo sprach im Juli von einer „exponentiell“ steigenden Fallzahl.




