Krieg

Ukraine: Video soll Kastration von Gefangenem durch russische Soldaten zeigen

Ein Clip soll die Verstümmelung eines ukrainischen Kriegsgefangenen durch russische Soldaten zeigen. Unabhängig überprüfen lässt sich die Echtheit bisher nicht.

Ein russischer Soldat (Archivbild)
Ein russischer Soldat (Archivbild)imago/SNA

Ein im Netz kursierendes Video soll angeblich die Kastration eines ukrainischen Kriegsgefangenen zeigen. In dem Video ist Berichten zufolge eine Gruppe von Männern in russischen Soldatenuniformen zu sehen, die wiederum einen Soldaten in ukrainischer Uniform am Boden fixieren. Sie schneiden ihm – so scheint es – mit einem Messer die Genitalien ab. Anschließend sollen sie die Körperteile in die Kamera halten.

Ukrainische Regierungsvertreter gehen von der Echtheit des Videos aus. Mykhailo Podolyak, Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, reagierte auf Twitter. „Propagandisten der Russischen Föderation zeigen sich stolz darauf, wie russische Tyrannen einen ukrainischen Gefangenen verkrüppeln“, so Podolyak in einem Tweet am Freitagmorgen. „Der Nebel des Krieges wird nicht helfen, eine Bestrafung der Henker zu vermeiden.“ Podolyak wies in seinem Tweet auch darauf hin, dass das Foltervideo zuerst in russischen Propagandakanälen auf Telegram aufgetaucht sein soll. Auf Twitter und Telegram zeigen sich viele Nutzer auch darüber entsetzt, wie prorussische Nutzer das Gräuelvideo höhnisch kommentieren.

Von offizieller russischer Seite wurden die Vorwürfe zunächst nicht kommentiert. Die ukrainische Abgeordnete Inna Sovsun twitterte das Filmmaterial und schrieb: „Russland muss dafür bezahlen.“ Unabhängig prüfen lässt sich das Filmmaterial nicht. Zudem ist unklar, wann oder wo das Material aufgenommen wurde. Einige der Männer in russischer Uniform seien jedoch bereits im Juni im Donbass gefilmt worden, heißt es bei der britischen Daily Mail.

Hunderte Leichen in Butscha und Irpin

Ebenfalls unklar ist, ob der Mann die angeblich gezeigten Verletzungen überlebt hat. Der investigative Bellingcat-Journalist Aric Toler hält das Video laut der britischen The Times für „wahrscheinlich“ echt. Demnach soll es offenbar keine Beweise für eine Fälschung geben. Vielmehr sollen russische Staatsmedien den Mann in russischer Uniform bereits im Juni in der Stadt Sewerodonezk gezeigt haben.

Das Video ist eines von vielen, die Kriegsverbrechen in der Ukraine dokumentieren sollen. So waren nach dem Angriff auf die Ukraine am 24. Februar russische Truppen bis dicht vor die Hauptstadt Kiew vorgestoßen. Als sie Ende März abziehen mussten, fanden sich in Orten wie Butscha und Irpin Hunderte Leichen getöteter ukrainischer Männer und Frauen.

Ukrainische Fahnder ermitteln mit internationaler Hilfe wegen Kriegsverbrechen. Moskau streitet die Massaker aber ab und nennt sie eine ukrainische Inszenierung. Etwa die Hälfte der tot gefundenen Menschen sei mit Handfeuerwaffen getötet worden, sagte der Verwaltungschef des Kiewer Gebiets, Oleksij Kuleba. (mit dpa)