Der niederländische Beach-Volleyballer Steven van de Velde ist bei seinem ersten Auftritt am Sonntagmorgen bei den Olympischen Spielen in Paris ausgebuht worden. Die Teilnahme des 29-Jährigen ist heftig umstritten. Er wurde vor acht Jahren in England wegen des sexuellen Missbrauchs einer Minderjährigen zu einer Haftstrafe verurteilt.
Auf einem Video des Spiels, das von einer Reporterin des britischen Guardians geteilt wurde, sind deutlich Buhrufe zu hören. Um 10 Uhr begann das Spiel der Niederlande gegen Italien. Während der Partie, die van de Velde mit seinem Partner Matthew Immers gegen das italienische Duo Alex Ranghieri/Adrian Carambula verlor, gab es dann kaum noch Unmutsbekundungen.
Boos -and some applause - as Steven van de Velde, who was convicted of raping a 12-year-old British girl when he was 19, enters the Stadium with his partner Matthew Immers. The boos were more audible when he was later introduced separately #PARIS2024 pic.twitter.com/yJGjxXKzE9
— Alexandra Topping (@LexyTopping) July 28, 2024
Nach der Partie verließ van de Velde die Anlage, ohne – wie bei derartigen Anlässen üblich – mit Journalisten zu sprechen. Der Pressechef der Niederländer erklärte, dass dieses Vorgehen mit dem Sportler, dem Team und dem IOC abgesprochen sei.
IOC stimmte van de Veldes Teilnahme nach Debatte zu
Das IOC stimmte der umstrittenen Olympia-Teilnahme erst nach längerer Debatte mit dem niederländischen Olympischen Komitee zu. Das Internationale Olympische Komitee in der Frage als „glücklich und zufrieden“ zu bezeichnen, wäre jedoch nicht richtig, sagte IOC-Sprecher Mark Adams bei einer Pressekonferenz.
Wegen seines Starts in Paris hatte es zuletzt Debatten gegeben. Eine Petition forderte sogar die Disqualifikation des 29-Jährigen. Auf der Plattform Change.org wurden dafür knapp 95.000 Stimmen gesammelt. Das niederländische NOK habe in einer ausführlichen Erklärung die Nominierung van de Veldes begründet, sagte Adams. „Wir denken, dass dieses Statement korrekt ist. Wir nehmen die Situation jetzt so, wie sie ist“, fügte der IOC-Sprecher hinzu.
Er verwies darauf, dass der Vorfall zehn Jahre zurückliege und van de Velde das Recht auf Rehabilitierung habe. Zudem gebe es bei Olympia starke Schutzmaßnahmen. Van de Velde hatte sich im Zuge des Wirbels entschieden, nicht im olympischen Dorf zu wohnen.
Van de Velde: Tat war größter Fehler meines Lebens
Van de Velde hatte das frühere Geschehen als „größten Fehler meines Lebens“ bezeichnet. Zum Tatzeitpunkt war er 19, wegen Vergewaltigung einer Zwölfjährigen wurde er in England zu einer vierjährigen Haftstrafe verurteilt. Nach der Verbüßung eines Teils seiner Strafe wurde er in die Niederlande überstellt. „Ich kann das Geschehene nicht rückgängig machen und muss die Konsequenzen dafür tragen“, hatte van de Velde vor einigen Jahren in einem Interview gesagt.
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Seit 2017 nimmt er wieder an internationalen Turnieren teil. Der Niederländische Volleyball-Verband stützt van de Velde, der sich nach Verbandsangaben nach der Entlassung professionelle Hilfe gesucht hat. „Wir kennen die Geschichte von Steven“, hatte Generaldirektor Michel Everaert erklärt. „Er erweist sich als vorbildlicher Profi und Mensch, und seit seiner Rückkehr gibt es keinen Grund, an ihm zu zweifeln.“
