Nahost

UN meldet: Israel tötet 15 palästinensische Retter und verscharrt sie in Massengrab

Nach einem tödlichen Angriff auf ein Fahrzeug mit Sanitätern häufen sich die Vorwürfe gegen die israelische Armee.

Israelische Soldaten im Gazastreifen
Israelische Soldaten im GazastreifenMajdi Mohammed/AP/dpa

Nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) hat Israels Armee 15 palästinensische Sanitäter und Rettungskräfte getötet und in einem Massengrab im südlichen Gazastreifen begraben. Unter den Toten sei mindestens ein Mitarbeiter der Vereinten Nationen, hieß es weiter. Der Angriff ereignete sich am 23. März, einen Tag nach Beginn der erneuten israelischen Offensive nahe der ägyptischen Grenze. 

Zu den Toten gehörten acht Mitarbeiter des Roten Halbmonds (PRCS), sechs Angehörige der Notfalleinheit des Zivilschutzes im Gazastreifen und ein Mitarbeiter des UNRWA - der UN-Hilfsorganisation für Palästina. Das Internationale Rote Kreuz und der PRCS bezeichneten den Angriff als den tödlichsten Angriff auf sein Personal seit acht Jahren.

Wie die Nachrichtenagentur AP berichtete, teilte der PRCS mit, dass die getöteten Helfer und ihre Fahrzeuge eindeutig als medizinisches und humanitäres Personal gekennzeichnet waren. Die Organisation beschuldigte die israelischen Truppen, die Rettungskräfte „kaltblütig“ getötet zu haben. Nach Angaben des UN-Büros für humanitäre Angelegenheiten (Ocha) waren die Mitarbeiter des PRCS und des Zivilschutzes im Einsatz, um Kollegen zu retten. Diese seien den Angaben zufolge am selben Tag ebenfalls beschossen worden.

Whittall: „Ein Bulldozer der israelischen Streitkräfte hat sie begraben“

„Vor sieben Tagen trafen Krankenwagen des Zivilschutzes und des PRCS am Unfallort ein“, sagte der Leiter von Ocha in Palästina, Jonathan Whittall, in einem Video-Statement. „Einer nach dem anderen wurde getroffen. Ihre Leichen wurden geborgen und in diesem Massengrab begraben. [...] Wir gruben sie in ihren Uniformen und mit Handschuhen aus. Sie waren hier, um Leben zu retten. Stattdessen landeten sie in einem Massengrab“, so Whittall weiter. Seinen Angaben zufolge sei das UN-Fahrzeug ebenfalls im Sand begraben worden. „Ein Bulldozer – ein Bulldozer der israelischen Streitkräfte – hat sie begraben“, fügte er hinzu.

Philippe Lazzarini, Leiter des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA), sagte, einer seiner Mitarbeiter sei unter den in Rafah gefundenen Toten. „Alle wurden in flachen Gräbern verscharrt – eine schwere Verletzung der Menschenwürde“ teilte UNRWA auf der Onlineplattform X mit. „Notfallhelfer, Journalisten oder humanitäre Helfer gezielt anzugreifen oder zu gefährden, ist eine eklatante und schwerwiegende Missachtung des Völkerrechts. In Gaza sind diese Tötungen zur Routine geworden“, hieß es weiter in der UNRWA-Erklärung.

Wie reagiert die israelische Armee?

Nach Angaben des israelischen Militärs (IDF) habe eine „erste Einschätzung“ des Vorfalls ergeben, dass seine Truppen das Feuer auf mehrere Fahrzeuge eröffnet hätten, „die verdächtig ohne Scheinwerfer oder Notsignale auf IDF-Truppen zukamen“. Die Soldaten hätten das Feuer auf Fahrzeuge eröffnet, da diese sich ihnen „verdächtig“ genähert hätten. Die Insassen hätten zudem keine Ausweise vorgezeigt.

Israels Armee warf „terroristischen Organisationen“ im Gazastreifen immer wieder vor, „wiederholt“ Rettungsfahrzeuge für „terroristische Zwecke“ einzusetzen. Nun teilte die IDF mit, dass die Fahrt nicht im Voraus mit den israelischen Truppen abgestimmt worden sei. Es habe sich um ein „aktives Kampfgebiet“ gehandelt. Der Rote Halbmond erklärte dagegen, der Bezirk Tel al-Sultan sei als sicher eingestuft worden, und die Bewegungen dort seien normal und „erforderten keine Abstimmung“.

Seit Beginn des Gaza-Krieges vor 18 Monaten hat Israel nach Angaben der Vereinten Nationen mehr als 100 Zivilschutzmitarbeiter und über 1000 Gesundheitshelfer getötet. UNRWA zufolge sei die Zahl der getöteten Helfer seit Kriegsbeginn vor anderthalb Jahren damit auf 408 gestiegen, darunter seien mehr als 280 UNRWA-Mitarbeiter.