Interview

Ulf Poschardt: Welt-Herausgeber fühlt sich von Friedrich Merz „verraten“ und „verarscht“

Welt-Herausgeber Ulf Poschardt wählt CDU und FDP und nicht SPD und Grüne. Dass Friedrich Merz die Schuldenbremse lockern will, schockiert ihn.

Hat den Musk-Gastbeitrag in der Welt ermöglicht: Chefredakteur Ulf Poschardt.
Hat den Musk-Gastbeitrag in der Welt ermöglicht: Chefredakteur Ulf Poschardt.imago

Der Herausgeber der Welt-Gruppe Ulf Poschardt hat nach eigenen Angaben „entsetzt“ auf die Finanzpläne von Kanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) reagiert. Merz will zusammen mit der SPD die Schuldenbremse lockern, die Verteidigungsausgaben erhöhen und ein Sondervermögen von mehreren Hundert Milliarden Euro für die Infrastruktur beschließen lassen. Merz und SPD planen noch einen Beschluss im alten Bundestag, damit sie eine Mehrheit bekommen. Im neuen Bundestag, der sich Ende März konstituiert, wackelt diese Mehrheit.

Poschardt hat mit diesem Schritt, den Friedrich Merz im Wahlkampf in dieser Form nicht angekündigt hatte, nicht gerechnet, wie er in einem Interview mit der Welt sagte. Er erklärte, dass er im Gegensatz zu vielen anderen Journalisten nicht Rot-Grün, sondern Schwarz-Gelb wähle. „Ich fühle mich verraten!“, so der Journalist.

Poschardt über Friedrich Merz: „Lässt nichts Gutes ahnen“

Offenbar hat Poschardt erwartet, dass Merz wie der von Scholz entlassene Finanzminister Christian Lindner (FDP) an der Schuldenbremse festhält. „Lindner und die FDP haben gegen Rot-Grün die Schuldenbremse verteidigt, drei Jahre lang, und haben dafür einen hohen Preis gezahlt. Merz geht in diese Verhandlungen rein und opfert die Schuldenbremse innerhalb von vier Tagen. Das lässt nichts Gutes ahnen. Ich bin wirklich fassungslos.“

Die Argumente für eine Neuverschuldung seien Unsinn, so der Welt-Herausgeber. „Man könne unterschiedliche Meinungen haben. Aber bitte verarscht mich nicht als mündigen Bürger und Wähler“, so Poschardt.