Ukrainekrieg

Ukrainekrieg: Mehrere Kinder bei russischen Angriffen getötet – Polen schickt Kampfjets los

Russland greift über Nacht die Ukraine mit Drohnen an. Es gibt zahlreiche Tote – viele Kinder sind unter den Opfern. Polnische Kampfjets steigen in den Himmel auf.

Nach einem russischen Angriff suchen ukrainische Feuerwehrleute in der Region Chmelnyzkyj nach Opfern.
Nach einem russischen Angriff suchen ukrainische Feuerwehrleute in der Region Chmelnyzkyj nach Opfern.Ukrainian Emergency Service

Russland hat die Ukraine in der vergangenen Nacht nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj mit fast 300 Drohnenangriffen und rund 70 Schlägen mit Raketen und Marschflugkörpern überzogen. Das wären nach Zahlen die schlimmsten Drohnenangriffe seit Kriegsbeginn vor mehr als drei Jahren. Rettungskräfte seien in mehr als 30 ukrainischen Städten und Dörfern im Einsatz, teilte Selenskyj auf der Plattform X mit. Unter den Toten seien auch Kinder.

In der Region Kiew sind bei „massiven nächtlichen Angriffen“ mindestens vier Menschen getötet und 16 weitere verletzt worden, darunter drei Kinder, wie Rettungsdienste mitteilten. Auch in der Region Schytomyr wurden bei einem Angriff drei tote Kinder gemeldet.

Behörden hatten am frühen Morgen einen Angriff mit „dutzenden Drohnen“ auf die ukrainische Hauptstadt gemeldet und vor einem möglicherweise folgenden Raketenangriff gewarnt. Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko erklärte, es gebe einen „Angriff“ auf die Stadt, aber die Luftabwehr sei aktiv. „Bleiben Sie in Schutzräumen“, befahl er.

Ukrainische Rettungskräfte löschen das Feuer eines durch einen russischen Angriff zerstörten Hauses im Dorf Markhaliwka in der Region um Kiew.
Ukrainische Rettungskräfte löschen das Feuer eines durch einen russischen Angriff zerstörten Hauses im Dorf Markhaliwka in der Region um Kiew.Evgeniy Maloletka/dpa

Der stellvertretende Armeeleiter der Region Chmelnyzkyj westlich von Kiew meldete vier Tote. „Letzte Nacht wurde die Region Chmelnyzkyj von feindlichen russischen Angriffen getroffen, bei denen zivile Infrastruktur zerstört wurde. Leider wurden vier Menschen getötet“, erklärte Sergij Tjurin im Onlinedienst Telegram und fügte hinzu, dass fünf Menschen verletzt worden seien.

Auch aus den südukrainischen Regionen Cherson und Mikolajiw wurden nächtliche Angriffe gemeldet. In Mikolajiw wurde nach Angaben von Rettungsdiensten ein Mann bei einem Drohnenangriff auf ein Wohngebäude getötet.

Als Reaktion auf die russischen Drohnenangriffe aktivierte Polen seine Luftwaffe: Polnische und Nato-Kampfflugzeuge stiegen in den Himmel auf, um den Luftraum nahe der ukrainischen Grenze zu sichern. Gleichzeitig versetzte das Militär bodengestützte Luftabwehr- und Radarsysteme in höchste Alarmbereitschaft. Der Einsatz dauerte mehrere Stunden und wurde anschließend beendet.

Auch Russland meldete ukrainische Drohnenangriffe

Der Bürgermeister von Moskau, Sergej Sobjanin, erklärte indes, dass zwölf Drohnen, die in Richtung der russischen Hauptstadt unterwegs waren, abgefangen werden konnten. Nach Angaben der russischen Zivilluftfahrtbehörde wurde der Flugverkehr an mindestens vier Flughäfen eingeschränkt, darunter der größte Moskauer Flughafen Scheremetjewo.

Bereits in der vergangenen Nacht hatte es einen „kombinierten“ Angriff aus Drohnen und Rakete auf Kiew gegeben. Ukrainischen Angaben zufolge griff Russland mit 250 Drohnen 14 ballistischen Raketen an. Die ukrainische Luftwaffe erklärte, 245 Drohnen und sechs Raketen abgefangen zu haben. Allein in Kiew wurden mindestens 15 Menschen verletzt.

Russland: Gefangenenaustausch mit Ukraine nach jüngsten Freilassungen abgeschlossen

Die neuen Angriffe ereigneten sich vor dem Hintergrund des größten Gefangenenaustausches zwischen Russland und der Ukraine seit dem Beginn des Kriegs vor gut drei Jahren. Am Freitag hatten beide Seiten je 390 Gefangene zurückgegeben, am Samstag kamen jeweils 307 Gefangene frei.

Russland und die Ukraine haben nach Angaben aus Moskau den Gefangenenaustausch am Sonntag abgeschlossen. Beide Länder hätten je 303 weitere Kriegsgefangene an die Gegenseite übergeben, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Der Austausch der Kriegsgefangenen war am 16. Mai als einziges konkretes Ergebnis bei den ersten direkten russisch-ukrainischen Gesprächen seit drei Jahren in Istanbul vereinbart worden. (mit dpa, AFP)