Ukraine-Krieg

Selenskyjs Berater Michailo Podoljak: „Die Gegenoffensive läuft seit mehreren Tagen“

Die Aktion habe bereits begonnen, sagte Podoljak im Interview. Die Ukraine habe nun die Waffen, die sie für die Frühjahrsoffensive benötigt. 

Der Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj: Michailo Podoljak.
Der Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj: Michailo Podoljak.NurPhoto / imago

„Die Gegenoffensive findet seit einigen Tagen statt, es herrscht ein intensiver Krieg auf einer Länge von 1500 km der Grenze, aber die Aktionen haben bereits begonnen.“ Das erklärte Michailo Podoljak, Berater des ukrainischen Präsidialamtes, im Interview mit dem italienischen Fernsehsender Rai1. Die ukrainischen Streitkräfte führten „seit einigen Tagen“ eine Gegenoffensive durch, so Podoljak.

„Wir wollen nicht das russische Territorium angreifen, wir werden die Waffen, die Sie uns gegeben haben, nutzen, um russische Stellungen in den besetzten Gebieten, einschließlich Donbass und Krim, zu zerstören“, erklärte Podoljak.

„Heute haben wir die Langstreckenraketen Storm Shadow, die Leopard-Panzer aus Deutschland, die Raketenabwehrsysteme, die uns Frankreich und Italien gegeben haben. Die F-16 werden es uns endlich ermöglichen, den Luftraum zu verteidigen“, sagte der Präsidentenberater und fügte hinzu: „Das Paradoxe daran ist, dass der Krieg schon vorbei wäre, wenn wir diese Waffen bereits vor einem Jahr bekommen hätten“.

Bereits seit Tagen spekulieren internationale Medien über den Beginn der ukrainischen Gegenoffensive. Doch selbst Militärexperten fällt es offenbar schwer, die Lage richtig einzuschätzen.

Vertreter der ukrainischen Politik und des Militärs wiesen jedoch in den vergangenen Tagen immer wieder auf Erfolge der ukrainischen Armee hin, insbesondere an der schwer umkämpften Ostfront rund um Bachmut. 

So hatte Oleksandr Syrskyi, Befehlshaber der ukrainischen Bodentruppen, den Vormarsch in Richtung Bachmut Mitte Mai als „ersten Erfolg der Offensive“ bezeichnet.

Podoljak zur Lage in Bachmut: „Die Schlacht um Stalingrad ging schneller!“

Auch das US-amerikanische Institute for the Study of War (ISW) schrieb in seinem Bericht vom 19. Mai, dass die ukrainischen Streitkräfte bei der „Gegenoffensive“ die taktische Initiative ergriffen und bedeutende Erfolge in Bachmut erzielt hätten.

Auf die Frage nach der realen Lage in Bachmut antwortete Podoljak im TV-Interview: „Bachmut gibt es nicht mehr (...) Es gibt keine Menschen mehr, nur Ruinen. Und dennoch ist Russland nicht in der Lage, die Stadt zu kontrollieren. Über 200 Tage Krieg, um eine einzelne Stadt einzunehmen? Die Schlacht um Stalingrad ging schneller!“

Der Anführer der Söldner-Gruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, gab am Donnerstag an, mit der Übergabe seiner Stellungen in Bachmut an die russische Armee begonnen zu haben. Bis zum 1. Juni soll laut Prigoschin ein Großteil der Einheiten auf andere Stützpunkte verlegt sein.