Krieg

Ukraine: Russland will besetztes AKW an die Krim anschließen

Das Atomkraftwerk Saporischschja im Süden der Ukraine ist das größte Europas. Es wird seit Anfang März von der russischen Armee besetzt gehalten.

Ein russischer Soldat bewacht einen Bereich des Kernkraftwerks Saporischschja.
Ein russischer Soldat bewacht einen Bereich des Kernkraftwerks Saporischschja.AP

Russland will das besetzte ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja nach ukrainischen Angaben an die annektierte Halbinsel Krim anschließen. Der Präsident des ukrainischen AKW-Betreibers Energoatom, Petro Kotin, sagte am Dienstag, die russischen Soldaten an dem Atomkraftwerk würden ein Vorhaben des russischen Atomkonzerns Rosatom umsetzen, das AKW „an das Stromnetz der Krim“ anzuschließen.

„Dafür müssen zunächst die Stromleitungen des Atomkraftwerks beschädigt werden, die mit dem ukrainischen Energiesystem verbunden sind“, sagte Kotin im ukrainischen Fernsehen weiter. „Zwischen dem 7. und 9. August haben die Russen schon drei Stromleitungen beschädigt. Derzeit läuft das Werk mit einer einzigen Produktionsleitung, was ein äußerst gefährlicher Arbeitsmodus ist.“

Heftige Explosionen auf Halbinsel Krim

Sobald die letzte Leitung gekappt sei, hänge das Atomkraftwerk von Diesel-Generatoren ab, sagte der Energoatom-Chef. „Dann wird alles von deren Verlässlichkeit und den Treibstoffreserven abhängen.“

Saporischschja im Süden der Ukraine ist das größte Atomkraftwerk Europas und hat sechs der insgesamt 15 ukrainischen Atomreaktoren. Es liegt nicht weit von der 2014 von Russland annektierten Halbinsel Krim entfernt. Das AKW ist seit Anfang März von der russischen Armee besetzt. Die Invasionstruppen hatten die Nuklearanlage wenige Tage nach Beginn des Angriffs auf die Ukraine unter ihre Kontrolle gebracht.

Das Atomkraftwerk geriet in den vergangenen Tagen zweimal unter Beschuss. Dabei wurden Teile der Anlage beschädigt, ein Reaktor musste abgeschaltet werden. Russland und die Ukraine machen sich gegenseitig für die Angriffe verantwortlich. Der ukrainische Präsident Präsident Wolodymyr Selenskyj warnte am Montag vor einer atomaren Katastrophe und zog Vergleiche zur Tschernobyl-Katastrophe 1986.

Am Dienstag gab es Berichte über heftige Explosionen auf der von Russland besetzten Halbinsel Krim. In einem Depot auf dem Gelände des Militärflugplatzes Saki nahe Nowofedoriwka sei verschiedene Munition explodiert, zitierten russische Nachrichtenagenturen die russische Armee. Touristen verließen das Gebiet fluchtartig. Auf Bildern von Nutzern sozialer Medien aus der Region sind lange Schlangen auf den Straßen zu sehen, die vom Ort der Explosion wegführen.