Bachmut-Kiew könnte laut Militärbeobachtern einen Teil seiner Streitkräfte aus der seit Monaten umkämpften Stadt Bachmut abziehen. „Die ukrainischen Kräfte könnten sich, angesichts der durch Bilder mit Geolocation bestätigten Zerstörung der Eisenbahnbrücke über den Fluss im Nordosten von Bachmut am 3. März, von ihren Positionen am Ostufer des Bachmutka-Flusses zurückziehen“, schrieb das in den USA ansässige Institut für Kriegsstudien (ISW). Russischen Militärbloggern zufolge nahm die dort kämpfende Söldnertruppe Wagner inzwischen Teile im Osten, Süden und Norden Bachmuts ein.
Eine offizielle Bestätigung für den Abzug gab es vom ukrainischen Militär bislang nicht. Auf den Lagekarten sind die Gebiete östlich des Bachmutka-Flusses allerdings inzwischen als russisch oder sogenannte Grauzone eingezeichnet. Der ukrainische Generalstab berichtete am Montagmorgen in seinem Lagebericht über anhaltende Kämpfe in dem Raum. Beschossen worden seien sowohl die Stadt selbst als auch etliche Vororte von russischer Seite.
Ukrainische Armee will Stellungen in umkämpfter Stadt Bachmut verstärken
Trotz fast vollständiger Einkesselung will die ukrainische Führung weiter um Bachmut kämpfen. Nach den Spekulationen über einen Abzug aus der Stadt erklärte das ukrainische Präsidialamt am Montag, die Armeespitze wolle die Stellungen in Bachmut sogar verstärken. Der Chef der am Kampf um Bachmut maßgeblich beteiligten russischen Söldnertruppe Wagner beschwerte sich unterdessen erneut über eine mangelnde Belieferung seiner Kämpfer mit Munition.
Der Konflikt zwischen der Söldnertruppe und dem russischen Verteidigungsministerium hatte sich zuletzt verschärft. Bei den am Montag aufgetauchten Berichten über eine angebliche Drohung von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin, seine vor Bachmut kämpfende Einheit abzuziehen und damit einen Zusammenbruch der Front zu provozieren, handelt es sich wohl um eine ältere Äußerung des Oligarchen. Sie soll auf dem Höhepunkt des Konflikts vor ein paar Wochen gefallen sein, als sich die Söldner über unzureichende Munitionsversorgung durch das Ministerium beschwerten.
Wagner-Chef Prigoschin wird Zugang zum Stab der Heeresgruppe verwehrt
Dass es weiter Streit gibt, bestätigte Prigoschin allerdings am Montag auf dem Telegram-Kanal seines Pressedienstes. Seinem Vertreter sei mit Montagmorgen der Zugang zum Stab der Heeresgruppe verwehrt worden, klagte er. Von einem Rückzug seiner Einheiten sprach er allerdings nicht. „Wir werden weiterhin die ukrainischen Streitkräfte bei Bachmut vernichten“, sagte er.
Seit Monaten wird um Bachmut, wo vor dem Krieg etwa 74.000 Einwohner lebten, gekämpft. Die Stadt, in deren Ruinen nach offiziellen Angaben noch etwa 5000 Zivilisten ausharren, wurde dabei praktisch komplett zerstört. Der strategische Wert Bachmuts ist nach der Vertreibung der russischen Truppen aus dem Gebiet Charkiw gering, da nun nach dem Fall keine Einkesselung des Ballungsraums zwischen Slowjansk und Kramatorsk droht. Für die russische Militärführung hat die Einnahme hingegen große Symbolkraft, da sie Erfolge vorweisen muss.
Bachmut ist von drei Seiten eingekreist
Die ukrainische Seite hielt Bachmut lange, da die gut ausgebauten Stellungen in der Stadt es ermöglichten, den Angreifern hohe Verluste bei ihrem langsamen Vormarsch zuzufügen. Trotzdem häuften sich zuletzt Indizien und Berichte über einen geplanten Truppenabzug, nachdem die Russen Bachmut inzwischen von drei Seiten einkreisten und in Richtung der letzten Zufahrtsstraße aus dem Hinterland zur Versorgung der ukrainischen Einheiten vorrücken.





