Ukraine-Krieg

Medienbericht: Kreml-nahe Offiziere suchen Asyl in Frankreich

Laut der russischen Investigativseite „The Insider“ suchen ein Wagner-Söldner und eine Agentin des russischen Geheimdienstes Asyl in Frankreich und sind bereit, über russische Kriegsverbrechen auszusagen.

Mitglieder der privaten Söldnergruppe Wagner in der Region Luhansk im Oktober 2022
Mitglieder der privaten Söldnergruppe Wagner in der Region Luhansk im Oktober 2022IMAGO/SNA/Sputink Russia/Viktor Antonyuk

Zwei Offiziere, die dem Kreml nahestehen, haben offenbar Asyl in Frankreich beantragt. Das berichtet das investigative russische Portal The Insider und beruft sich dabei auf Aussagen von Wladimir Osechkin, Leiter des Menschenrechtsprojekts Gulagu.net. Demnach soll es sich dabei um ein Mitglied des russischen Geheimdienstes FSB sowie um ein Mitglied der paramilitärischen Söldnergruppe Wagner handeln.

Laut Osechkin wollen die beiden offenbar im Gegenzug über mögliche Kriegsverbrechen in der Ukraine aussagen, um die internationalen Ermittlungen gegen Russland zu unterstützen. Die beiden Offiziere seien bereit, die Korruptionspraktiken des FSB sowie die Geschichte der Gründung der privaten Söldnergruppe Wagner als eine Art „Zweigstelle“ des russischen Militärgeheimdienstes (GRU), detailliert zu beschreiben, sagte der Menschenrechtler gegenüber The Insider.

„Jetzt wird jeder von ihnen über Kriegsverbrechen aussagen, und hoffentlich werden sie die Gelegenheit haben (…) gegen Jewgeni Prigoschin und andere Vertreter des Putin-Regimes auszusagen“, so Osechkin. Jewgeni Prigoschin ist der enge Vertrauter des russischen Präsidenten, der Ende September öffentlich eingeräumt hatte, die berüchtigte Söldnergruppe gegründet zu haben.

Ein großer ausländischer Fernsehsender sei zudem gerade dabei, einen Beitrag über eine der Zeugenaussagen zu produzieren. „Ich kann nur sagen, dass es darin darum geht, wie die Gruppe Wagner im russischen Verteidigungsministerium unter dem GRU eingerichtet wurde, wie der Staat ein System zur Finanzierung und Versorgung dieser Gruppe aufgebaut hat und wie diese geheimen Einheiten in der Ostukraine, direkt in der Region Luhansk, an subversiven Tätigkeiten beteiligt waren“, sagte Osechkin.

Der Menschenrechtsaktivist berichtete außerdem, dass in den vergangenen Monaten eine Reihe von Personen, die direkt mit dem Putin-Regime zu tun hatten, Russland verlassen hätten. Er nannte etwa den ihm bekannten Fall des Vorsitzenden eines Gerichts, der in ein EU-Land geflogen sei und und detailliert darüber berichtete, wie der FSB und die Putin-Administration das unabhängige Justizsystem in Russland absorbiert und die Richter unterworfen hätten. 

Dem Berliner Tagesspiegel berichtete Osechkin, dass sein Team derzeit in Kontakt mit mehr als 30 Personen sei, die in verschiedenen institutionellen Bereichen in Russland gedient haben. Einige von ihnen seien bereits in Frankreich, andere in den USA angekommen, weitere würden politisches Asyl in Deutschland beantragen. Insgesamt handele es sich um als 100 Menschen, die in verschiedene Länder geflohen seien, so Osechkin.