Die stark gegensätzlichen Ansichten von Donald Trump und Kamala Harris über das Engagement und die Strategie der USA in der Ukraine wurden während des TV-Duells am Dienstag deutlicher denn je. Trump vermied es, direkt darauf einzugehen, ob er will, dass die Ukraine den Krieg gegen Russland gewinnt, und konzentrierte sich stattdessen darauf, dass der Konflikt beendet werden müsse.
„Ich will, dass der Krieg aufhört, ich will Leben retten“, sagte Trump, ohne näher darauf einzugehen, wie er dies erreichen will. Einer der beiden Moderatoren drängte auf eine direkte Antwort und fragte, ob Trump glaube, „dass es im besten Interesse der USA sei, dass die Ukraine diesen Krieg gewinnt“. Trumps Antwort: „Ich denke, es ist im besten Interesse der USA, diesen Krieg zu beenden und das einfach zu schaffen. Wir müssen eine Einigung aushandeln, denn wir müssen verhindern, dass all diese Menschenleben zerstört werden.“
Weiter sagte er, dass er im Falle seiner Wahl ein Friedensabkommen aushandeln würde, noch bevor er Präsident wird, und deutete an, dass die USA „mit dem Dritten Weltkrieg spielen“. Außerdem behauptete er, dass „Millionen von Menschen getötet werden. Es ist so viel schlimmer als die Zahlen, die Sie erhalten, die gefälscht sind“. Die Quelle seiner Schätzungen nannte er jedoch nicht.
Harris: Trumps Ukraine-Friedensplan kommt Kapitulation vor Russland gleich
Harris verurteilte Trumps Haltung und sagte, dass der Ansatz ihres Gegners schlimme Folgen für die Ukraine und die Verbündeten der USA haben würde. „Wenn Donald Trump Präsident wäre, säße Putin jetzt in Kiew“, sagte sie und behauptete, Trump habe sich mit Diktatoren verbündet und demokratische Werte untergraben. „Die Bündnisse, die wir auf der ganzen Welt haben, hängen von unserer Fähigkeit ab, auf unsere Freunde aufzupassen und nicht unsere Feinde zu bevorzugen, weil Sie Machthaber verehren, anstatt sich um die Demokratie zu kümmern“, so Harris.
Harris warf Trump auch vor, dass er trotz seines Versprechens, den Krieg zu beenden, stattdessen ein gutes Einvernehmen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vorziehen würde – und dass sein Friedensplan einer Kapitulation vor Moskau gleichkomme. „Warum sagen Sie den 800.000 polnischen Amerikanern hier in Pennsylvania nicht, wie schnell Sie um der Gunst willen (den Krieg, Anm. d. Red.) aufgeben würden und was Sie von einer Freundschaft mit einem Diktator halten, der Sie zum Mittagessen verspeisen würde.“
Ukrainekrieg: Wie sich Trump und Harris positioniert haben
Kamala Harris hat sich mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj getroffen und US-Präsident Joe Biden bei wichtigen Sicherheitsgipfeln vertreten. Der Krieg in der Ukraine war jedoch kein zentrales Thema in ihrem Wahlkampf. Experten gehen davon aus, dass sie im Falle ihrer Wahl wahrscheinlich Bidens Politik der Unterstützung der Ukraine gegen Russland fortsetzen wird, auch wenn der Preis – in den USA und im Ausland – hoch ist. Am Dienstagabend deutete Biden an, dass Washington die von Kiew seit Monaten geforderte Aufhebung der Beschränkungen für den Einsatz von US-Langstreckenraketen gegen Russland durch die Ukraine anstrebt. Seine Regierung, sagte er, „arbeitet das gerade aus“.


