Ukrainekrieg

Trump trifft Selenskyj: „Der Krieg in der Ukraine muss gestoppt werden“

Donald Trump traf sich in New York mit dem ukrainischen Präsidenten. Er wolle versuchen, ein Ende des Krieges mit Russland zu vermitteln.

Donald Trump (r.) trifft den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Trump Tower.
Donald Trump (r.) trifft den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Trump Tower.Julia Demaree Nikhinson/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Bei seinem Besuch in den USA ist der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Freitag in New York mit dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump zu Gesprächen zusammengekommen. Selenskyj und der Immobilienmilliardär trafen sich im Trump Tower.

Trump ist ein vehementer Kritiker der US-Milliardenhilfen für die Ukraine und drängt die Führung in Kiew dazu, mit Russland ein Abkommen zu schließen. Vor ihrem Treffen sprachen Selenskyj und Trump kurz mit Journalisten. Der republikanische Präsidentschaftskandidat deutete an, dass er versuchen wolle, ein Ende des Krieges mit Russland zu vermitteln, und sagte, er habe ein „sehr gutes Verhältnis“ zum russischen Präsidenten Wladimir Putin.

„Ich denke, wenn wir gewinnen, werden wir das Problem sehr schnell lösen“, sagte Trump und bezog sich dabei auf den Krieg Russlands gegen die Ukraine. Selenskyj reagierte auf Trumps Äußerungen über sein gutes Verhältnis zu Putin und sagte, er hoffe, dass er selbst und Trump ein besseres Verhältnis haben werden als Putin und Trump. „Wir haben die gemeinsame Ansicht, dass der Krieg in der Ukraine gestoppt werden muss“, so Selenskyj.

Selenskyj schrieb nach seinem Treffen mit Trump auf Telegram, dass das Gespräch „sehr informativ“ gewesen sei, und dankte dem ehemaligen US-Präsidenten. „Wir brauchen einen gerechten Frieden. Putin kann nicht gewinnen. Die Ukrainer müssen gewinnen“, so der ukrainische Präsident.

Selenskyj war am Donnerstag von US-Präsident Joe Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris in Washington empfangen worden, nachdem er zuvor bei der UNO in New York um weitere Unterstützung für sein Land im Krieg gegen Russland geworben hatte. Biden sagte dem ukrainischen Präsidenten neue Milliardenhilfen zu und lud zu einem Gipfeltreffen der Ukraine-Kontaktgruppe für den 12. Oktober in Deutschland ein.

Sollte Trump die Präsidentschaftswahl am 5. November gewinnen, so fürchtet Kiew ein baldiges Ende der US-Militärhilfen. Das letzte persönliche Treffen zwischen Trump und Selenskyj fand 2019 statt, als Trump noch als Präsident amtierte.

Selenskyjs Brief an Trump

Zuvor hatte Trump einen Brief von Selenskyj, in dem dieser um ein Treffen bittet, auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social veröffentlicht. „Lieber Donald, ich hoffe, es geht Ihnen gut“, schrieb der ukrainische Präsident. „Wir alle in der Ukraine wollen diesen Krieg mit einem gerechten Frieden beenden. Und wir wissen, dass dies ohne Amerika nicht möglich ist.“ 

Noch vor zwei Tagen hatte Trumps Wahlkampfteam angekündigt, dass kein Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten stattfinden werde. Der republikanische Präsidentschaftskandidat beschuldigte Wolodymyr Selenskyj während einer Wahlkampfveranstaltung in North Carolina, „kleine schmutzige Angriffe“ gegen ihn zu führen, ohne zu erklären, was er damit meinte. „Und wir geben weiterhin Milliarden von Dollar an einen Mann, der sich weigert, einen Deal einzugehen“, um den Krieg mit Russland zu beenden, fügte er hinzu.

Was ist Trumps Plan zur Beendigung des Ukrainekriegs?

Trump hat immer wieder gesagt, dass er in der Lage wäre, den Krieg in der Ukraine innerhalb von 24 Stunden zu beenden. Einen konkreten Plan, wie er das erreichen will, hatte er jedoch nicht vorgelegt. Mitte September hat sein Vizepräsidentschaftskandidat J.D. Vance in einem Interview verraten, was die wichtigsten Punkte seines Friedensplans für die Ukraine wären, falls er bei den US-Präsidentschaftswahlen im November gewählt werden sollte. 

In einem Interview mit der Shawn Ryan Show sagte Vance: „Trump setzt sich hin und sagt den Russen, Ukrainern und Europäern: ‚Ihr müsst herausfinden, wie eine friedliche Lösung aussieht‘. Und die sieht wahrscheinlich so aus, dass die derzeitige Demarkationslinie zwischen Russland und der Ukraine zu einer entmilitarisierten Zone wird, die stark befestigt ist, damit die Russen nicht wieder einmarschieren können.“ Die Ukraine, so der republikanische Politiker, „behält ihre Souveränität, während Russland die Garantie der Neutralität erhält, dass sie nicht der Nato oder einer anderen verbündeten Institution beitritt“.

Obwohl Vance keine Einzelheiten nannte, deutet seine Bemerkung über die „derzeitige Demarkationslinie“ darauf hin, dass die Ukraine im Rahmen des Trump-Friedenskonzepts ihre von Russland besetzten Gebiete nicht zurückfordern würde. Die „Neutralität“ der Ukraine war auch eine der Bedingungen, die Russland für eine friedliche Lösung gestellt hatte. Allein diese Faktoren sprechen dafür, dass Trumps Friedensplan von Kiew abgelehnt werden würde. (mit AFP)