Ukrainekrieg

Orbán: Trump nicht stark genug, um Europäer auf Friedenskurs zu bringen

Ungarns Regierungschef hatte gehofft, Trump könne Europas Haltung zum Ukrainekrieg ändern. Nun spricht Orbán von einer „selbstmörderischen“ EU-Strategie. Prompt folgt ein Seitenhieb aus Kiew.

Ungarns Regierungschef Viktor Orbán
Ungarns Regierungschef Viktor OrbánNicolas Maeterlinck/imago

Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán hat beim ungarischen MCC Fest in Budapest ungewöhnlich deutliche Kritik an US-Präsident Donald Trump geäußert. Orbán sagte, er sei zu Jahresbeginn optimistisch gewesen, dass spätestens drei Monate nach Trumps Vereidigung im Januar 2025 ein klarer Friedensfahrplan für den Ukrainekrieg vorgelegt würde. Diese Erwartung sei auch Grundlage für den ungarischen Staatshaushalt 2025 gewesen, der auf ein „Friedensbudget“ abzielte.

„Ich dachte, der amerikanische Präsident wäre stark genug, um die europäischen Staats- und Regierungschefs auf Linie zu bringen – ob sie wollten oder nicht“, so Orbán. Doch Trump sei „nicht stark genug“ gewesen, um die EU-Partner von seiner Position zu überzeugen. Daher liege das Problem seiner Ansicht nach nicht bei Russland oder der Ukraine: „Mit denen war es immer so.“ Das eigentliche Hindernis sei, dass die Europäer weiter auf einen Sieg gegen Russland auf ukrainischem Gebiet setzten – eine „selbstmörderische“ Strategie. Das ungarische Nachrichtenportal Telex berichtete zuerst.

Orbán: „Wir haben nicht das Geld für diesen Kurs“

Orbán betonte, dass Ungarn diesen Kurs nicht mittragen könne. Das Land habe nicht die finanziellen Mittel, um gleichzeitig amerikanische Waffen zu kaufen und die eigene Rüstungsindustrie zu entwickeln. Er forderte, die vorhandenen Mittel in die Stärkung der Wirtschaft zu investieren, statt den Krieg zu verlängern. „Und langsam, aber sicher, entfernt sich auch die öffentliche Meinung von dieser liberalen Pro-Kriegs-Haltung“, fügte er hinzu.

Die andauernden Kämpfe in der Ukraine bezeichnete Orbán als erheblichen wirtschaftlichen Nachteil für Ungarn. Solange der Krieg weitergehe, werde das Wirtschaftswachstum gehemmt und die Inflation hoch bleiben. Auch die Entwicklung der gesamten europäischen Wirtschaft sei ins Stocken geraten. „Wenn es Geld gibt, dann sollte es in die Wirtschaft fließen und nicht in den Krieg“, sagte er.

Reaktion aus der Ukraine

Eine offizielle Stellungnahme der ukrainischen Regierung zu Orbáns Äußerungen lag zunächst nicht vor. Anton Gerashchenko, offizieller Berater und ehemaliger stellvertretender Minister im ukrainischen Innenministerium, reagierte jedoch auf X. Er veröffentlichte einen Videoausschnitt mit Orbáns Trump-Zitat und schrieb dazu: „Ich frage mich, ob ihm diese Position vom Kreml mitgeteilt wurde?“.