Es bleibt dabei: Tesla kleckert nicht, Tesla klotzt. Die Fakten sprechen für sich und schrecken erneut die Kritiker der ersten europäischen Fabrik des US-Elektroautobauers Tesla auf. In der Nähe von Grünheide, direkt neben dem östlichen Berliner Ring, soll die Gigafactory erweitert werden. Künftig sollen dort doppelt so viele E-Autos gebaut werden wie bislang erlaubt. Bei gleichbleibendem Wasserverbrauch.
Tesla will seine Ausbaupläne am Dienstag vorstellen. Zuständig für die Genehmigung ist das Landesumweltamt des Potsdamer Umweltministeriums. Nach Angaben des Ministeriums geht es um eine direkte Erweiterung des ersten europäischen Tesla-Werks, das Anfang 2022 in Betrieb ging. „Dessen Produktionskapazität soll von derzeit maximal 500.000 Fahrzeugen auf zukünftig 1.000.000 Fahrzeuge pro Jahr erhöht werden“, teilte das Ministerium mit. Das Ziel der bisherigen ersten Ausbaustufe von 500.000 Autos wurde aber bisher nicht erreicht. In dem Werk arbeiten etwa 11.000 Beschäftigte, die geschätzt etwa 250.000 Autos pro Jahr fertigen.
„Mit der Erweiterung soll zudem eine Erhöhung der Batteriespeicherproduktionskapazität von derzeit 50 auf zukünftig 100 Gigawattstunden pro Jahr einhergehen“, heißt es. Dabei soll es wohl eher um das Recycling von Batterien gehen. Denn die anfangs geplante Batterieproduktion wird es wohl nicht geben. Die hat Tesla-Chef Elon Musk recht kurzfristig in die USA verlegt, weil dort die Herstellung von Batterien mit großen Steuervorteilen angelockt wird.
Protest gegen die Pläne kommt von der Bürgerinitiative Grünheide. „Dass die Unterlagen ausgerechnet jetzt, eine Woche nach Beginn der Ferien, ausgelegt werden, hat System“, sagte Steffen Schorcht, der auch bei der Grünen Liga aktiv ist. Das passe zum Vorgehen des Konzerns, der nicht auf Transparenz setze und eine Bürgerbeteiligung zumindest nicht erleichtern wolle. „Das hat mal wieder Geschmäckle“, sagte er. „Typisch Tesla.“
Wasserverbrauch niedriger als in Texas
In fünf Ämtern und Behörden liegen die 10.300 Seiten bis 18. August öffentlich aus. Die Ferien enden am 26. August. Bis 18. September können Anwohner dann schriftliche Einwendungen einreichen.
Das Hauptproblem bleibt weiterhin das Wasser. Tesla wurde die Lieferung von 1,8 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr zugesichert. Angeblich will Tesla den Verbrauch auch bei einer Verdopplung der Produktion nicht erhöhen. „Doch in der gesamten Region zwischen Berlin und Frankfurt (Oder) herrscht schon jetzt Wasserknappheit“, sagte Schorcht. Außerdem stehe die Fabrik zu großen Teilen ausgerechnet in einem Trinkwasserschutzgebiet.

Tesla will angeblich kein zusätzliches Frischwasser von außerhalb des Werks beziehen. Nach Angaben des Ministeriums soll Abwasser aus der Produktion aufbereitet und in einem Kreislauf genutzt werden. Dadurch soll kein industrielles Abwasser mehr in die Kläranlage gelangen, und es soll benötigtes Produktionswasser eingespart werden.
In einem Bericht des Online-Magazins Teslamag heißt es, dass der Konzern in einem Bericht den Wasserverbrauch in Grünheide mit 1,8 Kubikmeter pro Elektroauto angegeben hat. Dies seien Schätzungen. Im gleichen Bericht werde der Verbrauch in der ebenfalls neuen Gigafactory im US-Bundesstaat Texas mit 2,78 Kubikmeter angegeben. Eine Erklärung für den Unterschied liefert der Konzern nicht.
Steffen Schorcht sagte der Berliner Zeitung, durch den enormen Wasserverbrauch bei gleichzeitiger Knappheit dieser Grundressource werde durch eine einzige Fabrik die Entwicklung einer ganzen Region aufgehalten, weil keine kleinen neuen Betriebe eröffnet werden können. Es steige sogar die Arbeitslosigkeit in der Region. Denn nur 10 bis 20 Prozent der Tesla-Arbeiter kommen geschätzt aus Brandenburg, etwa 10 Prozent aus Polen und 70 Prozent aus Berlin. „Das ist eine weitere Hauptkritik: Unsere Region muss all die Lasten der Fabrik tragen, hat aber kaum einen wirtschaftlichen Nutzen“, sagte Schorcht.
Protest kommt auch von der Wassertafel Berlin-Brandenburg. Sprecherin Heidemarie Schroeder geht – wie bei den vorherigen 20 Bauanträgen von Tesla – davon aus, dass das Vorhaben genehmigt wird. „Wir protestieren energisch dagegen, dass mit der zu erwartenden Genehmigung der Ämter starrsinnig ein einmal eingeschlagener Weg weiter beschritten wird, obwohl er sich als falsch erwiesen hat“, sagte sie der Berliner Zeitung. Große batteriegetriebene Elektroautos wie die von Tesla würden weder zur Verkehrs- noch zur Klimawende einen Beitrag leisten. „Die Vernichtung weiterer Waldflächen in Grünheide wie auch der durch E-Autos erschwerte Abschied von fossilen Energieträgern besonders in Zeiten des Ukrainekriegs mehren deren klimaschädliche Wirkung“, sagte sie.



