Die BVG hat ein neues Prestigeprojekt: Die Verlängerung der U-Bahnlinie U3 bis zum Mexikoplatz in Zehlendorf. Doch es regt sich Unmut. Ende September gründete sich eine Initiative namens „Rettet den Mexikoplatz“, die genau dies verhindern will.
Derzeit ist noch die Station Krumme Lanke die Endstation der Linie. Unterm Mexikoplatz, wo die S-Bahnen der Linie S1 in einem denkmalgeschützten Bahnhof halten, soll die 25. Station der Ost-West-U-Bahn entstehen. Die damalige Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) zeigte sich erfreut, die Bewohner in Berlins Südwesten hätten „lange auf diesen Schritt gewartet“.
Doch dies scheint nicht ganz zu stimmen. Die rund 60 Mitglieder der Initiative zweifeln die Sinnhaftigkeit einer U-Bahnverlängerung an. Auf Anfrage der Berliner Zeitung sagte Hubertus Primus, Mitglied der Initiative, es handele sich bei dem Vorhaben um ein „Prestigeobjekt“ der BVG, das an der Realität vorbeigehe. Primus sprach bei dem geplanten U-Bahnhof Mexikoplatz von einem „Stummelbahnhof“.
Verlängerung zum Mexikoplatz bis 2030
Von einem „Lückenschluss“ zum Mexikoplatz könne keine Rede sein. Die Strecke zwischen der Station Krumme Lanke und Mexikoplatz betrage lediglich 800 Meter. Zwischen den Stationen führen regelmäßig zwei Buslinien, die von den Anwohnern genutzt würden. Viele liefen zudem einfach zur Station oder nutzten ihr Fahrrad. Die Busse seien daher nie richtig voll.
Die Kosten und der Aufwand, der durch die Verlängerung entstünde, sei in keinem Verhältnis zu dem entstandenen Nutzen, so Primus weiter. Das Projekt soll 103 Millionen Euro kosten und bis 2030 fertiggestellt werden.
Wird es wie geplant umgesetzt, kommen massive Bauarbeiten auf die Anwohner zu. Die BVG will in offener Bauweise einen vollständigen Strecken-Tunnel graben. Damit würde über eine Strecke von über einem Kilometer hinweg Baugrube von einer Tiefe von bis zu 30 Metern entstehen.
Auch sei das Projekt nicht im Sinne der Umweltfreundlichkeit, so die Bürgerinitiative weiter. „Experten raten von U-Bahn-Neubauprojekten seit Jahren ab“, begründet sie auf ihrer Website. Die Herstellung von Zement, Beton und Stahl und der Einsatz der Baustoffe verursachten immense CO₂-Emissionen. Zudem müssten für den Ausbau „mindestens 175 Allee-Bäume“, die teils Jahrhunderte alt seien, gefällt werden. Das Projekt sei schlicht „nicht zeitgemäß“.
Initiative kritisiert „brutalen Eingriff“ in Nachbarschaft um Mexikoplatz
Auch wäre die Erweiterung der U3 ein„ brutaler Eingriff“ in die Nachbarschaft rund um den Mexikoplatz. Der Platz wurde Anfang des 20. Jahrhunderts errichtet und von dem Zehlendorfer Gartendirektor Emil Schubert als symmetrisches Ensemble angelegt. Das denkmalgeprägte Stadtbild würde durch die zu einem U-Bahnhof zugehörigen Anbauten „vollständig zerstört“, so die Initiative.
Die Initiative richte sich nicht gegen den öffentlichen Nahverkehr an sich, betonte Primus. Statt das Geld in ein Projekt zu stecken, dass kaum einen Mehrwert für die Anwohner bringe, solle die BVG lieber in tatsächlich sinnvolle Projekte investieren. Für Primus ist dies beispielsweise eine bessere Anbindung an Kleinmachnow im Süden Berlins.

