Berlin

Nach Anschlag auf Netz im Südosten Berlins: Hälfte der Haushalte hat wieder Strom

Im Südosten Berlins sorgt ein massiver Stromausfall für Chaos. Offenbar müssen sich viele Menschen auf einen weiteren Tag ohne Strom einstellen. Eine gute Nachricht gibt es nun.

Nach einem Brandanschlag auf einen Strommasten im Bereich Königsheideweg / Späthsfelder Strasse sind große Teile von Köpenick, Johannistal, Altglienicke und Niederschöneweide ohne Strom.
Nach einem Brandanschlag auf einen Strommasten im Bereich Königsheideweg / Späthsfelder Strasse sind große Teile von Köpenick, Johannistal, Altglienicke und Niederschöneweide ohne Strom.Axel Billig/Pressefoto Wagner

Viele Stunden nach dem Brandanschlag auf zwei Strommasten in Treptow-Köpenick haben ist etwa die Hälfte der Haushalte nicht mehr von dem massiven Stromausfall betroffen. Dies teilte die Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) auf Instagram unter Berufung auf Angaben des Berliner Stromnetzes mit. Rund 25.000 Anschlüsse hätten nun wieder Strom. 

„Eine weitere Teilversorgung ist nur noch möglich, wenn der Stromabsatz in den betroffenen Gebieten durch Energiesparen sinkt“, so Giffey weiter. Das Stromnetz Berlin arbeite weiterhin rund um die Uhr, um die Stromversorgung wieder vollständig herzustellen.  „Die komplette Notreparatur wird im Laufe des Donnerstags fertig werden. Erst dann ist wieder die Vollversorgung möglich“, so Giffey weiter.

Tausende Haushalte bleiben jedoch vermutlich auch am Mittwoch ohne Strom. Die Wiederversorgung für alle betroffenen Kunden werde im schlechtesten Fall im Laufe des Donnerstags erfolgen, teilte ein Sprecher von Stromnetz Berlin mit.

In Berlin kam es am Dienstagmorgen zu einem großen Stromausfall. Wie die Verkehrsinformationszentrale auf Bluesky mitteilte, kommt es in Johannisthal in Treptow-Köpenick und angrenzenden Gebieten zu erheblichen Einschränkungen. Die Behörden sprachen von einem „schwierigen Morgen und Vormittag“. Das Stromnetz Berlin bestätigte, dass rund 50.000 Menschen von dem Ausfall betroffen sind.

Polizei in der Nacht verstärkt im Einsatz.

Die Polizei schickt nach Angaben von Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) am Abend und in der Nacht mehr Einsatzkräfte nach Treptow-Köpenick, um die Sicherheit im Stromausfall-Gebiet zu gewährleisten. Bereits über den Tag war die Polizei mir mehr als 420 Kräften im Einsatz. Weiterhin sind tausende Haushalte ohne Strom.

Im Zuge des massiven Stromausfalls tauchte am Dienstagnachmittag ein Bekennerschreiben auf. Auf der linksextremen Plattform „indymedia“ gaben Unbekannte an, für den „Angriff auf militärisch-industriellen Komplex“ verantwortlich zu sein.

Ziel des Angriffs war offenbar der Technologiepark Adlershof. „Zwei 110KV Strommasten in der Königsheide in Johannisthal wurden durch Brandstiftung der Saft abgedreht und damit ein Blackout im Technologiepark verursacht“, heißt es in dem Bekennerschreiben. Dass auch 50.000 Menschen in Treptow-Köpenick von dem Stromausfall betroffen sind, sei nicht das Ziel gewesen. „Trotzdem sehen wir diesen Kollateralschaden als vertretbar an“, so das Schreiben weiter.

Massive Einschränkungen in Treptow-Köpenick

Die Auswirkungen auf den öffentlichen Nahverkehr sind erheblich. Die S-Bahn Berlin teilte mit, dass im Bereich Schöneweide mehrere Linien beeinträchtigt waren, darunter S8, S85, S9, S45, S46 und S47. Fahrgäste müssen mit Verspätungen und Ausfällen rechnen. Auch die Straßenbahnverbindungen in Johannisthal und Treptow waren teilweise unterbrochen. Mittlerweile fahren die S-Bahnen wieder regelmäßig. Neben dem betroffenen ÖPVN waren auch diverse Ampelanlagen für eine längere Zeit außer Betrieb.

Stromausfall: Polizei gibt Hinweise an Bevölkerung

Die Berliner Polizei hat nach dem Stromausfall im Südosten der Stadt vor weiteren Einschränkungen bei der Kommunikation gewarnt. Betroffen seien sowohl Mobilfunk- als auch Festnetzverbindungen, teilte die Behörde auf X mit. In dringenden Notfällen sollten Betroffene daher direkt die nächstgelegene Polizeidienststelle oder Feuerwache aufsuchen. Zudem rief die Polizei dazu auf, Nachbarinnen und Nachbarn im Zweifel zu unterstützen und im Ernstfall den direkten Weg zur nächsten Wache zu wählen, falls ein Notruf nicht möglich sei.

Die Polizei fuhr am Nachmittag mit Lautsprecherwagen durch die betroffenen Gebiete. Dabei gab die Polizei folgende Hinweise an die Anwohner: „Halten Sie für die Abendstunden Taschenlampen oder batteriebetriebene Leuchten bereit. Schalten Sie elektrische Geräte aus, um Schäden zu verhindern, wenn der Strom zurückkehrt. Nutzen Sie Mobiltelefone sparsam. Denken Sie an ältere oder hilfsbedürftige Personen und bieten Sie Hilfe an“.

Zwei Endmasten, an denen Freileitungen in den Boden übergehen, standen in Flammen, erklärte Erik Landeck, Vorsitzender der Geschäftsführung Stromnetz Berlin GmbH, auf der Pressekonferenz nach dem Stromausfall. „Ein betroffenes Kabel darf aus Sicherheitsgründen nicht mehr unter Spannung gesetzt werden“, fügte er hinzu. Von den rund 50.000 betroffenen Haushalten konnten bislang 14.000 wieder versorgt werden – indem alte, außer Betrieb gesetzte Kabel kurzfristig reaktiviert wurden.

Aufwendige Reparaturen und Gefahr durch instabile Masten

Die Reparatur gilt als hochkomplex. „Wir müssen den Asphalt aufreißen und bis in eine Tiefe von 1,80 Metern arbeiten“, so Landeck weiter. Zahlreiche Verbindungen müssten fast unter Reinraumbedingungen neu geschlossen werden. Stromnetz Berlin rechnet mit stundenlangen Arbeiten, möglicherweise sogar mit Verzögerungen über Tage. Noch ermittelt zudem der Staatsschutz, weshalb die Techniker derzeit nicht an die beschädigten Kabel dürfen. Sollten die betroffenen Masten ihre Standfestigkeit verloren haben, drohe ein kompletter Austausch – eine Arbeit, die sich über Wochen hinziehen könnte.

Aufgrund des Stromausfalls kann es zu Einschränkungen in der Erreichbarkeit des Notrufs 112 kommen. Betroffen sind die Bereiche Niederschönweide, Treptow- Köpenick, Adlershof, Johannisthal, Altglienicke und Teile von Rudow und Grünau. Notrufe können in den betroffenen Gebieten derzeit auch über das BVG-Personal abgesetzt werden.

Notrufannahmepunkte der Berliner Feuerwehr
Notrufannahmepunkte der Berliner FeuerwehrBerliner Feuerwehr

Einsatzkräfte kümmern sich um beatmete Patienten

Die Berliner Feuerwehr war zudem in einem Pflegeheim in Altglienicke im Einsatz, um die Versorgung beatmeter Bewohner sicherzustellen. Vier Patienten mussten bereits in ein Krankenhaus verlegt werden, da unklar ist, wie lange der Stromausfall noch anhält. Die Technik in den Rettungswagen könne eine Überbrückung nur für kurze Zeit gewährleisten, erklärte ein Sprecher. Auch in einem Heim in Niederschöneweide musste ein beatmeter Patient in eine Klinik gebracht werden. Angesichts der Lage hat die Feuerwehr ihren Leitungsstab aktiviert, um die Einsätze im betroffenen Gebiet zentral zu koordinieren.


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