Brandanschlag

Anschlag auf Netz im Südosten Berlins: So viele Haushalte sind weiterhin ohne Strom

Nach dem Anschlag auf zwei Strommasten im Südosten Berlins sind weiter Tausende ohne Strom – das ist der aktuelle Stand.

Im morgendlichen Berufsverkehr sind auf der Rudower Chaussee in Treptow-Köpenick die einzigen Lichtquellen die Scheinwerfer der Fahrzeuge. Durch einen Stromausfall fielen Ampeln und Straßenlaternen aus.
Im morgendlichen Berufsverkehr sind auf der Rudower Chaussee in Treptow-Köpenick die einzigen Lichtquellen die Scheinwerfer der Fahrzeuge. Durch einen Stromausfall fielen Ampeln und Straßenlaternen aus.Michael Ukas/dpa

Auch am Mittwochabend sind weiterhin tausende Haushalte von dem Stromausfall in Treptow-Köpenick betroffen. So hatten am späten Nachmittag rund 13.700 Kunden weiter keinen Strom. Am frühen Morgen waren es mit rund 20.000 noch deutlich mehr. Wie das Stromnetz Berlin mitteilte, wird die Wiederversorgung aller betroffenen Kunden erst im Laufe des Donnerstags erfolgen.

Während der Abendstunden und der Nacht sei nicht damit zu rechnen, dass in zahlreichen weiteren Haushalten wieder das Licht eingeschaltet werden könne. Der Störfall sei bereits jetzt der längste seit mindestens 25 Jahren in der Hauptstadt.

Brandanschlag sorgt für massiven Stromausfall

Am Dienstag waren rund 50.000 Menschen vom Stromausfall betroffen, darunter Haushalte, Firmen, Kitas, Schulen und auch zwei Pflegeheime. Auch Ampeln, Straßenbeleuchtung, Tramlinien und sogar die Notrufnummern 110 und 112 fielen zeitweise aus. Wie das Bezirksamt am Mittwoch auf X mitteilte, sind die Anlaufstellen für Polizei und Feuerwehr weiterhin erreichbar. Auch das Bürgertelefon sei weiterhin besetzt, Informationen gebe es über einen WhatsApp-Kanal.

Tausende Menschen haben außerdem derzeit kein warmes Wasser. Davon können auch Haushalte betroffen sein, die vom Stromausfall nicht oder nicht mehr betroffen sind, berichtete der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB). Wie viele Haushalte derzeit konkret kein warmes Wasser haben, ist schwer zu beziffern. Die Berlin Energie und Wärme sprach am Mittwochmorgen auf Anfrage des Senders von bis zu 4500 Kunden ohne warmes Wasser. Hintergrund ist demnach ein im Südosten betriebenes Kraftwerk, das vom Stromausfall betroffen sei, so eine Sprecherin.

Am Dienstagnachmittag bekannten sich Personen auf einer linksextremen Plattform zu dem Brandanschlag. Nach bisherigen Erkenntnissen legten die Täter Stahlketten um die Leitungen am Fuß der etwa 35 Meter hohen Masten und setzten sie mit Brandbeschleunigern in Brand. Als die Isolierungen der Kabel schmolzen, kam es zu einem Kurzschluss, der große Teile des Bezirks lahmlegte. Auch mehrere Supermärkte mussten wegen des Ausfalls schließen. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen.

Insgesamt zwölf Schulen in Johannisthal und den angrenzenden Ortsteilen haben am Mittwoch den Unterricht ausgesetzt. Sieben Grundschulen boten eine Notbetreuung an, mindestens zwei weiterführende Schulen – darunter die Anne-Frank-Schule und die Anna-Seghers-Schule – schickten ihre Schülerinnen und Schüler nach Hause. Laut Bildungsverwaltung soll der Unterricht am Donnerstag aber wieder ganz normal stattfinden.

Berlin lässt sich nicht einschüchtern: Kai Wegner zum Brandanschlag

Der Brandanschlag schlägt hohe Wellen und natürlich meldete sich auch die Politik zu Wort. Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hat den Brandanschlag auf Strommasten im Südosten der Stadt scharf verurteilt. „Der Stromausfall ist die Folge eines gefährlichen Anschlags, der sich direkt gegen die Berlinerinnen und Berliner richtet“, erklärte er. Mit dem Angriff auf die Strominfrastruktur seien bewusst Menschenleben und die Sicherheit der Stadt gefährdet worden. Wegner betonte zugleich sein Vertrauen in Polizei und Ermittlungsbehörden und stellte klar: „Berlin lässt sich nicht einschüchtern.“

Auch Innensenatorin Iris Spranger (SPD) fand deutliche Worte: „Ich verurteile das aufs Schärfste, dass man so respektlos mit Leben anderer umgeht. Es geht hier auch um Menschen, die unsere Hilfe brauchen. Wir haben Menschen, die sind darauf angewiesen, dass ihnen jeden Tag Hilfe zukommt.“