DDR

Stasi spionierte offenbar jahrzehntelang die Schufa aus

Über Jahrzehnte beobachteten Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit die Schufa – auch in West-Berlin. Das ist über die Hintergründe bekannt.

Die Schufa wurde offenbar von der Stasi ausspioniert.
Die Schufa wurde offenbar von der Stasi ausspioniert.Andreas Arnold/dpa

Das Ministerium für Staatssicherheit (Stasi) der DDR hat offenbar jahrzehntelang die privatwirtschaftliche deutsche Wirtschaftsauskunftei Schufa ausspioniert. Wie Stasi-Akten, die der Bild-Zeitung vorliegen, belegen sollen, gelang es der DDR mithilfe von inoffiziellen Mitarbeitern sogar, sensible Kontodaten im Westen abzufragen.

In einer Diplomarbeit der Juristischen Hochschule des Ministeriums für Staatssicherheit heißt es, so die Bild-Zeitung: „Die Schufa nimmt in der politisch-operativen Arbeit im Operationsgebiet einen zentralen Platz ein. Über sie können wertvolle politisch-operative Informationen zu Zielpersonen erarbeitet werden.“ Die Hochschule war eine geheime Bildungseinrichtung für Angehörige des Ministeriums für Staatssicherheit.

Stasi beobachtete Schufa-Filialen auch in anderen Städten

Im Sommer 1960 begann das Ausspionieren der Schufa. Über Monate sollen Stasi-Mitarbeiter das Gebäude der Schufa-Niederlassung in West-Berlin beobachtet und Angestellte auf dem Nachhauseweg verfolgt haben. Das Ziel laut „Beobachtungsauftrag“: „Feststellung der Mitarbeiter, Wohnanschriften.“ Später soll die Stasi auch  Schufa-Filialen in Hamburg, Nürnberg, München, Augsburg und Wiesbaden beschattet haben.

Daniela Müller, Abteilungsleiterin im Stasi-Archiv sagte gegenüber der Zeitung: „Seit Ende der Siebzigerjahre wird die Schufa von der Stasi umfassender und gezielter zur Gewinnung von Informationen über die finanzielle Situation von ausgesuchten Personen ausspioniert. Schufafilialen werden abgehört, inoffizielle Mitarbeiter platziert und gezielte Abfragen gestellt.“ Prof. Münkel: „Die Stasi nutzte die Informationen einerseits zur Überprüfung von Bundesbürgern, die in die DDR übersiedeln wollten. Andererseits sah sie auch einen ‚operativen‘ Nutzen in solchen Informationen für ihre Spionagetätigkeiten in der Bundesrepublik – denn Schufainformationen boten auch ein hohes Erpressungspotenzial.“ Zudem soll die Stasi die Informationen zur Überprüfung von Bundesbürgern, die in die DDR übersiedeln wollten genutzt haben. Zudem böten Schufa-Informtionen in hohes Erpressungspotential. 

Mehrere Hundert Seiten über die Ausforschung der Schufa sind im Stasi-Unterlagen-Archiv vorhanden, darunter auch interne Unterlagen der Auskunftei.