Nach dem Staatsbesuch noch eine Runde Klavierspielen mit Blick auf das Brandenburger Tor oder mitten in der Nacht dem Butler Sonderwünsche auftragen. Wenn König Charles in dieser Woche in Berlin zu Gast ist, dürfte er Insidern zufolge im Hotel Adlon nächtigen. Das Luxushotel bestätigt das zwar offiziell „aus Diskretionsgründen“ nicht – gewährte aber Einblicke, wie es sich auf einen Staatsbesuch vorbereitet.
Königin Elizabeth II. hat hier residiert bei ihren Besuchen 2004 und 2015. Eine der drei Präsidentensuiten wurde deshalb zur Royal Suite ernannt, wie eine Hotel-Sprecherin berichtet. Seit den Besuchen der Monarchin kennt das Personal die Vorlieben des britischen Königshauses – und schätzt diese. „Die Engländer leben diese britische Höflichkeit“, sagt Concierge Ole Petersen (46) und schwärmt vom bislang „schönsten Staatsbesuch“ überhaupt.
Hotel Adlon: 100 Jahre Berliner Geschichte
Bei dem muss alles auf die Minute sitzen: Roten Teppich vom Wagen hieven; ausrollen unter den neugierigen Augen von Berlin-Besuchern bis zur Straße, wo die Limousine halten wird; mit dem Besen letzte Krümel wegfegen. Im Ernstfall muss dann noch die Abstimmung zwischen der Security des Auswärtigen Amtes und dem Hotel-Sicherheitsdienst stimmen. Ist der Staatsgast dann vorgefahren, geht es über den roten Teppich in die Lobby vorbei an den Gästen in den Fahrstuhl – und ohne Zwischenstopp zur Royal Suite.

Nach dem Fall der Mauer 1989 und Deutschlands Wiedervereinigung ist das berühmte Adlon am Brandenburger Tor wieder aufgebaut worden. Es war 1997 das erste neue Gebäude am Pariser Platz, wo der Zweite Weltkrieg und die DDR alle alten Prachtbauten zerstört hatten. Im Sommer 2000 eröffnete Queen Elizabeth in unmittelbarer Nachbarschaft die Britische Botschaft als erste Vertretung an dem historischen Ort.
Auch wenn manche Promis lieber in neuen Luxushotels mit modernem Einrichtungsstil am Potsdamer Platz oder der Staatsoper absteigen – das Nobelhotel punktet mit einer mehr als 100-jährigen Geschichte und Tradition, wie etwa der Tea-Time im Foyer mit Elefantenbrunnen.
Charles in Berlin: So viel kostet der Aufenthalt in der Royalen Suite
„Wir haben eine sehr große Nähe zum britischen Königshaus“, schildert Butler Ricardo Dürner – ebenfalls Fan von Queen Elizabeth. Bei der Erinnerung an die Nachricht vom Tod der Königin steigen ihm Tränen in die Augen. „Ich habe sie als sehr freundliche, nette Person kennengelernt.“
Seine Dienste rund um die Uhr gehören zum Service, wenn man für mindestens 20.0000 Euro die 185 Quadratmeter große Suite mietet. Im Wohnzimmer mit Kamin und schwarzem Flügel hängt ein signiertes Foto von der Queen und Ehemann Prinz Philip. Im Esszimmer zieren Gemälde von Preußen-König Friedrich II., Philosoph Voltaire und Königin Louise die Wände. Gegenüber gibt es eine Mini-Küche, in der Butler Ricardo auch mitten in der Nacht einen Tee zubereiten könnte. Im Badezimmer hätten Charles III. und Ehefrau Queen Camilla ihre ganz persönliche Sauna. Das Bett im benachbarten Schlafzimmer hat Übergröße – King Size eben.

Florist Mario Weidner plant in der Regel eine Woche vor dem königlichen Besuch den Blumenschmuck. Den bevorzugte die Queen „sehr dezent“, verrät er. Für sie gab es viele Gelb- und Pastelltöne, oft in Form englischer Rosen. Nun planen Weidner und sein Team vor allem in Weiß. Die Ausstattung erfolgt in engster Abstimmung mit Butler Ricardo. „Ich bin das Bindeglied zwischen dem Gast“, erklärt er. Vorlieben bei Süßigkeiten oder Obst, Unverträglichkeiten oder Extra-Wünsche wie Fitnessgeräte in der Suite – der 54-Jährige sollte sie kennen.
Von Gorbatschow bis Michael Jackson: Hoher Besuch im Adlon
Seit 1999 bietet das Hotel Adlon einen Butler-Service an – „und seitdem bin ich da“, sagt Dürner stolz. Er hat den Dalai Lama erlebt, der mehrfach im Adlon zu Gast war. Hat mit dem früheren russischen Präsidenten Michail Gorbatschow gemeinsam vom Hotelfenster auf das Brandenburger Tor geschaut.
Einem Staatsgast habe er die Fliege binden dürfen, berichtet der Butler. Auf Wunsch eines Promis habe er einen Friseurstuhl in die Suite schaffen lassen, damit der Gast dort von seinem mitgebrachten Friseur wie gewohnt rasiert werden konnte. Und natürlich war Butler Ricardo auch bei der legendären Szene im November 2002 zugegen, als Michael Jackson seinen kleinen Sohn aus dem geöffneten Hotelfenster hielt, um ihn den Fans zu zeigen. Das Baby strampelte, die Fans schrien erschrocken, und der „King of Pop“ hatte einen Imageknacks.





