Russland

Explosion in St. Petersburg: Bombe tötet russischen Kriegsblogger (Video)

Der russische Journalist hatte angeblich zu einem „patriotischen Abend“ in ein Café geladen. Das Lokal soll dem Chef der Gruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, gehören.

Rettungskräfte beraten sich neben dem Café, in dem am Sonntag ein Sprengsatz explodierte.
Rettungskräfte beraten sich neben dem Café, in dem am Sonntag ein Sprengsatz explodierte.AP

Ein bekannter russischer Kriegsberichterstatter ist am Sonntag bei einer Explosion im Café „Stritfud-Bar No.1“ im Zentrum der russischen Ostseemetropole Sankt Petersburg ums Leben gekommen. Weitere 25 Menschen wurden bei der Detonation des Sprengsatzes verletzt, wie die Staatsagentur Tass berichtete. Der 40-jährige Journalist und Blogger mit dem Pseudonym Wladlen Tatarskij, der aus dem Donbass in der Ostukraine stammt, sei auf der Stelle tot gewesen.

Tatarskij, dessen richtiger Name Maxim Fomin lautet, hatte nach offiziell unbestätigten Medienberichten am Sonntag zu einem „patriotischen Abend“ in das Café im Zentrum von Sankt Petersburg eingeladen, das nach Medienberichten Jewgeni Prigoschin, dem Chef der berüchtigten Söldnertruppe Wagner, gehören soll.

Eine Gruppe namens „Cyber Front Z“, die sich selbst in den Onlinenetzwerken als „Russlands Informationssoldaten“ bezeichnet, teilte später mit, das Lokal für den Abend gemietet zu haben. „Es gab einen Terroranschlag. Wir haben bestimmte Sicherheitsmaßnahmen ergriffen, aber es waren nicht genug“, so die Gruppe auf Telegram.

Tatarskij war einer der bekanntesten Kriegs-Blogger in Russland. Kritiker warfen ihm vor, Propaganda für den Kreml veröffentlicht zu haben. Auf Telegram fiel er durch seine scharfe Kriegs-Rhetorik auf, mit der er den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine unterstützte. Mehr als eine halbe Million Menschen haben seinen Kanal abonniert. 

Nach ersten Erkenntnissen der Ermittler war der Sprengsatz in eine Büste eingebaut, die Tatarskij bei dem Treffen als Geschenk überreicht wurde. Das Geschenk – Augenzeugen berichteten von einer vergoldeten Büste des Bloggers – sei ihm von einer jungen Frau überreicht worden, schrieben örtliche Medien. Sie habe sich anschließend in eine der hinteren Zuschauerreihen gesetzt, sei aber nach der Explosion verschwunden. Die Fahndung nach ihr laufe auf Hochtouren. Ersten Erkenntnissen zufolge soll der Sprengsatz mehr als 200 Gramm des Sprengstoffs TNT enthalten haben.

Die genauen Hintergründe sind allerdings noch unklar. „Die Polizei und die Rettungsdienste von St. Petersburg arbeiten ebenfalls vor Ort, die Ursachen und Umstände des Vorfalls werden ermittelt“, teilte das russische Innenministerium laut Tass mit. Tatarsky hatte erst im Februar ein vielbeachtetes Interview mit Prigoschin veröffentlicht. Darin beklagte der Söldner-Chef mangelnde Munitionslieferungen.

Der getötete Blogger und Kriegsberichterstatter Tatarskij hatte ab 2014 zunächst als Aufständischer für die Unabhängigkeit des russisch kontrollierten Donbass gekämpft, ehe er sich dem Journalismus zuwandte. Er verbreitete in seinem Blog Videos vom Frontgeschehen in der Ukraine und gab zuletzt jungen russischen Soldaten Tipps, wie sie sich in den vordersten Linien verhalten sollten.