Arbeit

Sollen Beamte länger arbeiten? „Die Leute können nicht mehr“, sagt der Beamtenbund-Chef

Die Deutschen sollen länger arbeiten, Beamte einem Institut zufolge sogar fünf Jahre länger als Arbeiter. Dies stößt auf Kritik – auch beim Beamtenbund selbst.

Volker Geyer kritisiert die Wirtschaftsministerin scharf.
Volker Geyer kritisiert die Wirtschaftsministerin scharf.Political-Moments/imago

Der Chef des Deutschen Beamtenbundes (DBB), Volker Geyer, hat die Forderngen von Wirtschatfsministerin Katherina Reiche (CDU) nach einer längeren Lebensarbeitszeit scharf kritisiert. Auch die Forderungen von Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) danach, dass Beamte in die Rentenversicherung einzahlen sollen, sorgte bei Geyer für Ärger. Im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) machte er seinem Frust Luft. 

„Wenn Bärbel Bas meint, ohne triftigen Grund das Berufsbeamtentum infrage zu stellen, muss sie mit meinem Widerstand rechnen“, so Geyer. Mit der Überführung der Beamten in die Rentenversicherung werde kein Problem gelöst, sondern nur neue geschaffen.

Beamtenbund-Chef: Linnemann soll im Grundgesetz nachlesen

Da auch der CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann sich der Forderung anschloss, sagte Geyer: „Herr Linnemann sollte noch mal im Grundgesetz nachlesen“. Die Grundsätze des Berufsbeamtentums seien dort geschützt, dazu gehöre auch die Altersversorgung.

Zur Forderung von Reiche, die Deutschen müssten länger arbeiten, sagte Geyer: „Der Vorschlag geht komplett an der Lebenswirklichkeit und den Anforderungen der Arbeitswelt vorbei. Wir haben schon heute eine extreme Zunahme an psychischen Erkrankungen. Die Leute können nicht mehr“. Für die Beamten fordere er stattdessen die seit Jahren versprochene Rücknahme der auf 41 Stunden in der Woche erhöhte Arbeitszeit.

Eine Untersuchung des Pestel-Instituts, die dem Spiegel vorliegt, wurde unter anderem eine längere Arbeitszeit für Beamte als Möglichkeit für ein besseres Rentensystem eingebracht. Beamte sollen künftig fünfeinhalb Jahre länger arbeiten als Arbeiter, weil sie im Schnitt so viel länger leben. Geringverdiener sollen bei den Rentenbezügen zudem deutlich besser gestellt werden. „Wer weniger verdient, lebt statistisch auch kürzer. Überdurchschnittlich viele Arbeitnehmerinnen und Arbeiter erreichen die Rente nicht einmal, weil sie früher sterben“, sagt Matthias Günther, Leiter des Pestel-Instituts.

Wie aus einer Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervorgeht, haben männliche Beamte im Schnitt ab dem 65. Lebensjahr eine Lebenserwartung von weiteren 21,5 Jahren. Bei männlichen Arbeitern sind es nur 15,9 Jahre. Angestellte haben eine durchschnittliche Lebenserwartung von 19,4 Jahren, bei Selbstständigen sieht es ähnlich aus.