Rente

Institut macht radikalen Renten-Vorschlag: Beamte sollen fünf Jahre länger arbeiten

Die Deutschen sollen länger arbeiten, fordert die Wirtschaftsministerin. Ein Institut hat nun eine andere Strategie für das Rentensystem.

ILLUSTRATION - Münzen und Geldscheine liegen neben einem Schreiben mit der Aufschrift «Deutsche Rentenversicherung». (Zu dpa: «Rentenversicherung Mitteldeutschland: 11 200 Renten ins EU-Ausland») (zu dpa: «Beamtenbund strikt gegen Bas-Forderung zur Rente»)
ILLUSTRATION - Münzen und Geldscheine liegen neben einem Schreiben mit der Aufschrift «Deutsche Rentenversicherung». (Zu dpa: «Rentenversicherung Mitteldeutschland: 11 200 Renten ins EU-Ausland») (zu dpa: «Beamtenbund strikt gegen Bas-Forderung zur Rente»)dpa

Die Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) hat mit ihrer Forderung, die Deutschen müssten mehr und länger arbeiten, in den vergangenen Wochen für zahlreiche Dikussionen gesorgt. In einer Untersuchung, die dem Spiegel vorliegt, bringt das Pestel-Institut nun Ansätze, wie das Rentensystem gerechter werden könnte.

„Der demographische Wandel und die weiter steigende Lebenserwartung machen es unumgänglich: Die Lebensarbeitszeit muss steigen“, sagte die CDU-Politikerin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. „Es kann jedenfalls auf Dauer nicht gut gehen, dass wir nur zwei Drittel unseres Erwachsenenlebens arbeiten und ein Drittel in Rente verbringen“, sagte Reiche. Leider verweigerten sich zu viele zu lange der demographischen Realität. „Wir müssen mehr und länger arbeiten“, sagte Reiche. Es gebe viele Beschäftigte in körperlich anstrengenden Berufen. Es gebe aber auch viele, die länger arbeiten wollten und könnten.

Der radikale Vorschlag des Instituts lautet nun: Beamte sollen künftig fünfeinhalb Jahre länger arbeiten als Arbeiter, weil sie im Schnitt so viel länger leben. Geringverdiener sollen bei den Rentenbezügen zudem deutlich besser gestellt werden.

Beamte leben nach Renteneintritt deutlich länger

„Wer weniger verdient, lebt statistisch auch kürzer. Überdurchschnittlich viele Arbeitnehmerinnen und Arbeiter erreichen die Rente nicht einmal, weil sie früher sterben“, sagt Matthias Günther, Leiter des Pestel-Instituts. Die, die mehr verdienten würden statistisch gesehen auch älter. „Sie bekommen also eine höhere Rente oder Pension – und das auch noch wesentlich länger. Menschen mit geringen Einkommen dagegen müssen mit einer deutlich niedrigeren Rente klarkommen, von der sie außerdem deutlich kürzer überhaupt etwas haben“, so Günther.

Wie aus einer Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervorgeht, haben männliche Beamte im Schnitt ab dem 65. Lebensjahr eine Lebenserwartung von weiteren 21,5 Jahren. Bei männlichen Arbeitern sind es nur 15,9 Jahre. Angestellte haben eine durchschnittliche Lebenserwartung von 19,4 Jahren, bei Selbstständigen sieht es ähnlich aus.

Das Problem könne jedoch auch anders gelöst werden, so Günther. Eine „soziale Staffelung“ könnte ihm zufolge ausreichen: Die Renten von Geringverdienern müssen angehoben werden. Umgekehrt wäre bei Besserverdienern eine „soziale Dämpfung“ der Rentenhöhe vertretbar.