Berlin-Wie ticken Deutschlands Jugendliche? Das untersucht die Sinus-Jugendstudie alle vier Jahre. Am Donnerstag veröffentlichten die Forscher neue Ergebnisse – und diese zeigen: Spaßgesellschaft war offenbar gestern. Die 14- bis 17-Jährigen macht eine „neue Ernsthaftigkeit“ aus. „Fast scheint es, als sei der Jugend der Spaß abhandengekommen“, schreiben die Forscher.
Die Untersuchung ist nicht repräsentativ, weil nur 72 Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren befragt wurden. Die langen und persönlichen Interviews erlauben Forschern aber einen guten Einblick in das Denken der Teenager. In der Sozialforschung ist diese Methode wegen ihrer offenen Herangehensweise und der daraus resultierenden Tiefenschärfe anerkannt.
„Die Jugendlichen sagen natürlich über sich selbst: ‚Hey, wir wollen Spaß im Leben haben‘“, sagte Forschungsdirektor Marc Calmbach vom Sinus-Institut in Berlin der Deutschen Presse-Agentur. Wenn man sie dann aber genauer befrage, äußerten sie sich bodenständiger, gemäßigter und problembewusster als bei der ersten Sinus-Studie vor zwölf Jahren.
Das größte Vorbild ist für viele – vor allem für Mädchen, die zum Gymnasium gehen – die eigene Mutter. Verbindlich für die junge Generation ist der Studie zufolge ein Kanon aus sozialen Werten wie Familiensinn, Treue, Toleranz, Hilfsbereitschaft und individuellen Bestrebungen wie Leistung und Selbstbestimmung. Diese Werte werden über alle gesellschaftlichen Grenzen hinweg geteilt. „Der größte Wunsch ist, in der Mitte der Gesellschaft anzukommen“, sagte Calmbach.
Vereinbarkeit von Familie und Beruf wichtig
Die Teenager versuchen, den hohen Anforderungen der Leistungsgesellschaft gerecht zu werden. Gleichzeitig werden Konkurrenzgesellschaft und Ellbogenmentalität aber kritischer wahrgenommen. „Wichtig ist ihnen zusehends die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Ein 70-Stunden-Job ist selbst bei einem Spitzengehalt keine Wunschvorstellung“, erläuterte Calmbach.
