YouTube-Talkrunde

Anruf von der Front: Selenskyj-Liveschalte mit Berliner Studenten unterbrochen

Am Dienstagnachmittag stellt sich der ukrainische Präsident Fragen von Studenten aus Berlin und Brandenburg. Plötzlich bekommt er ein wichtiges Telefonat. 

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj spricht per Videokonferenz mit Studenten der Humboldt Universität. 
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj spricht per Videokonferenz mit Studenten der Humboldt Universität. Berliner Zeitung/Sophie-Marie Schulz

Der ukrainische Präsident stellt sich aktuell den Fragen von Studenten aus Berlin und Brandenburg. Seit 15 Uhr gibt es eine Liveschalte zwischen dem Audimax der Europauniversität Viadrina in Frankfurt (Oder), der Humboldt Universität in Berlin und dem Präsidialamt der Ukraine. Die Veranstaltung kann per YouTube-Livestream verfolgt werden. Nach 40 Minuten musste das Gespräch jedoch plötzlich unterbrochen werden. Wolodymyr Selenskyj erklärte, er müsse sofort ans Telefon gehen, weil er einen Anruf von den Streitkräften an der Front erhalten habe. 

Kurz zuvor hatte ein Student nach den Reformen in der Ukraine gefragt. Der junge Mann hinterfragte kritisch, ob die mutmaßliche Korruption in der Ukraine und das verhängte Parteiverbot in dem Land nicht gegen demokratische Grundsätze verstoßen, die einer Aufnahme in die EU im Wege stehen würden. Selenskyj betonte daraufhin, dass nur Parteien verboten wurden, die Russland unterstützten. Politiker, die den Angriffskrieg der Russen gutheißen, hätten in der Ukraine nichts verloren, so der Präsident sinngemäß. 

Selenskyj: „Der Krieg treibt uns voran“

Von den sieben Voraussetzungen, die für den EU-Beitritt nötig seien, habe sein Land schon einige erfüllt. „Der Krieg treibt uns voran“, so Selenskyj. Es habe zudem die EU gestärkt und geeint, dass sich viele Länder gegenseitig geholfen hätten. „Wir machen die Reformen aber nicht für Europa, sondern für uns“, so der Präsident. 

Die Teilnahme an den beiden Präsenzveranstaltungen unter dem Titel „Selenskyj trifft Studierende“ ist nur angemeldeten Studierenden sowie Angehörigen der Universitäten gestattet. Die Viadrina pflegte schon lange vor dem Ukraine-Krieg enge Beziehungen zur Ukraine und hat vier Partneruniversitäten in dem Land. An der Hochschule an der Grenze zu Polen studieren und arbeiten derzeit fast 240 Menschen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit. Es gibt dort auch einen der wenigen Ukrainistik-Lehrstühle in Deutschland.