Nach dem schweren Unglück der historischen Standseilbahn „Elevador da Glória“ in Lissabon steht fest, dass keine deutschen Staatsbürger unter den Todesopfern sind. Die portugiesische Polizei veröffentlichte am Freitag eine Liste mit den Namen und Nationalitäten der 16 Toten. Demnach handelt es sich um fünf Portugiesen, drei Briten, zwei Südkoreaner, zwei Kanadier, eine Französin, einen Schweizer, einen US-Amerikaner und einen Ukrainer. Zuvor hatte das Auswärtige Amt in Berlin bestätigt, dass keine Deutschen ums Leben kamen. Allerdings seien drei Deutsche unter den rund 20 Verletzten, darunter ein dreijähriges Kind, bestätigte die portugiesische Polizei am Freitag.
Zuvor hatte es allerdings widersprüchliche Angaben gegeben. Am Donnerstag erklärte der Leiter der portugiesischen Kriminalpolizei, Luis Neves, Zeugenaussagen, Dokumente und Telefonaufzeichnungen, die bei den Verunglückten gefunden wurden, deuteten mit „hoher Wahrscheinlichkeit“ darauf hin, dass auch ein Deutscher getötet worden sei. Mehrere portugiesische und deutsche Medien berichteten dann unter Berufung auf Polizeikreise, dass auch ein deutscher Urlauber und Familienvater unter den Todesopfern sei.
Wie eine Polizeisprecherin am Freitag der Nachrichtenagentur dpa bestätigte, hielt die portugiesische Polizei den Deutschen zunächst für tot. Mittlerweile haben die Eltern ihren Sohn jedoch schwer verletzt in einem Krankenhaus in Lissabon gefunden. Die aus Deutschland angereisten Angehörigen seien demnach zunächst gebeten worden, einen Toten zu identifizieren, den die Polizei für einen Deutschen gehalten habe. Aber die Eltern hätten verneint, dass es sich bei dem Mann um ihren Sohn handele. Daraufhin sei ein DNA-Test gemacht worden, der das bestätigt habe, sagte die Polizistin.
Daraufhin seien den Eltern Fotos verletzter und bis dahin noch nicht identifizierter Opfer des Unglücks in den verschiedenen Krankenhäusern der Stadt gezeigt worden. Auf einem hätten sie dann ihren Sohn erkannt. Der Mann, selbst Vater, habe im Krankenhaus San José gelegen, zwar nicht ansprechbar, aber am Leben. Auch die Frau des Mannes und das gemeinsame kleine Kind überlebten, die Mutter ebenfalls schwer und der Junge leicht verletzt, wie die Sprecherin sagte. Woher in Deutschland die Familie stammt, konnte sie nicht sagen.

Seilbahn-Unglück in Lissabon: Was ist bisher bekannt?
Das Unglück ereignete sich am Mittwochabend im historischen Zentrum der portugiesischen Hauptstadt. Die bei Touristen sehr beliebte gelbe „Gloria“-Standseilbahn entgleiste aus bislang ungeklärter Ursache und prallte gegen ein Wohnhaus. Eine für Freitagabend geplante Bekanntgabe erster Erkenntnisse über die Unglücksursache durch die örtlichen Behörden wurde auf Samstag verschoben. Innerhalb von 45 Tagen soll zudem ein Zwischenbericht vorgelegt werden, wie Behördenchef Nelson Oliveira erklärte.
Zur Unglücksursache gibt es bislang nur Spekulationen. Medien in Portugal diskutieren über den Bruch eines Sicherheitskabels oder mögliche Mängel bei der Wartung. Der Nahverkehrsbetreiber Carris wies diese Vorwürfe zurück. Unternehmenschef Pedro Bogas versicherte, die Wartungspläne seien „gewissenhaft eingehalten“ worden. Ein am Morgen des Unglückstags erstelltes Protokoll habe bestätigt, dass die Bahn „alle Bedingungen“ für den Betrieb erfüllt habe.
Die „Gloria“-Bahn verbindet seit Ende des 19. Jahrhunderts den Platz Restauradores mit dem höher gelegenen Stadtviertel Bairro Alto. Sie gilt als Wahrzeichen Lissabons und ist bei Touristen wie Einheimischen beliebt.

