16 Tote

Seilbahnunglück von Lissabon: Kabel zwischen den Waggons entsprach nicht den Normen

Nach dem Seilbahnunglück in Lissabon zeigt ein Bericht der Untersuchungsbehörde schwere Sicherheitsmängel: Das Verbindungskabel war nicht zugelassen, und die Bremssysteme versagten.

Feuerwehrleute an der Einsatzstelle
Feuerwehrleute an der EinsatzstelleAnadolu/Zed Jameson/imago

Etwa sieben Wochen nach dem folgenschweren Unfall der historischen Standseilbahn Ascensor da Glória in Lissabon mit 16 Toten und über 20 Verletzten haben die portugiesischen Behörden neue Erkenntnisse zur Ursache vorgelegt. Laut dem vorläufigen Bericht der Untersuchungsbehörde GPIAAF entsprach das Verbindungskabel zwischen den beiden Waggons nicht den geltenden Normen.

Demnach war das Stahlkabel, das die beiden Kabinen der Standseilbahn miteinander verbindet und das Gegengewichtssystem steuert, weder für den Personentransport zertifiziert noch gemäß den Herstellervorgaben installiert. Der Unfall ereignete sich am 3. September 2025 gegen 18 Uhr, als einer der Waggons an einer Steigung die Kontrolle verlor, entgleiste und gegen ein Wohnhaus prallte.

Bericht deckt Wartungsfehler und defekte Bremssysteme auf

Nach Angaben spanischer Medien wies der Bericht auf ein ganzes System von Mängeln hin: Wartungsaufzeichnungen seien teilweise falsch oder nicht durchgeführt worden, und der Bremsmechanismus habe im Notfall nicht gegriffen. Die Untersuchungsbehörde empfahl daher, dass alle Standseilbahnen in der portugiesischen Hauptstadt bis auf Weiteres stillgelegt bleiben sollten, um Sicherheits- und Bremssysteme zu überprüfen.

Die Gloria-Standseilbahn besteht aus zwei durch ein unterirdisches Kabel verbundenen Waggons, die durch ein Gegengewicht-System einen steilen Hang in Lissabon hinauf- und hinabfahren. Den Ermittlern zufolge waren die beiden Waggons an jenem Abend gerade von ihren Stationen am Fuße und am oberen Ende der Straße abgefahren, als sich das Verbindungskabel zwischen ihnen plötzlich löste.

Polizeibeamte inspizieren die Stelle, an der eine Straßenbahn für Touristen entgleist ist.
Polizeibeamte inspizieren die Stelle, an der eine Straßenbahn für Touristen entgleist ist.Armando Franca/AP/dpa

Die betroffene Linie wird von der städtischen Verkehrsgesellschaft Carris betrieben und gilt als eine der touristischen Hauptattraktionen Lissabons. Sie führt von der Praça dos Restauradores hinauf zum Bairro Alto. Erst 2022 war eine umfassende Überholung des Fahrzeugsystems gemeldet worden.

In der Landeshauptstadt wurde ein nationaler Trauertag ausgerufen. Bürgermeister Carlos Moedas und Präsident Marcelo Rebelo de Sousa mahnten schnelle Aufklärung an und sprachen den Angehörigen der Opfer die Anteilnahme aus.