Schwere Unwetter

Überschwemmungen in Italien: 14 Tote, Auswärtiges Amt gibt Reisewarnung heraus

Während die ersten Aufräumarbeiten laufen, drohen schon die nächsten Niederschläge. Die Zahl der Todesopfer stieg am Freitag auf 14.

Italienische Rettungskräfte evakuieren Bewohner in einem Schlauchboot über eine überflutete Straße in der Ortschaft Lugo, in der Region Emilia Romagna.
Italienische Rettungskräfte evakuieren Bewohner in einem Schlauchboot über eine überflutete Straße in der Ortschaft Lugo, in der Region Emilia Romagna.Andreas Solaro/AFP

Wegen der teils dramatischen Überschwemmungen ist in der italienischen Region Emilia-Romagna immer noch keine Entwarnung in Sicht. Nach einer kurzen Niederschlagspause gilt seit Donnerstag in Italien wieder Alarmstufe rot.

Die Zahl der Todesopfer stieg am Freitagmorgen auf 14, aber angesichts der vielen Vermissten rechnen die italienischen Behörden damit, dass es mehr Opfer geben wird. Sintflutartige Niederschläge sorgen seit Mittwoch für schwere Überschwemmungen in der mittelitalienischen Region, in 36 Stunden fiel dort so viel Regen wie in sechs Monaten, teilte der Katastrophenschutz am Freitag mit - einige Politiker sprechen von „Apokalypse“.

Am stärksten betroffen sind die Provinzen Ravenna, Forlì-Cesena und Rimini, dort insbesondere die Städte Faenza, Cesena und Forlì. 

Fahrzeuge stehen nach heftigen Regenfällen im Hochwasser. Nach den Unwettern und Überschwemmungen in Italien ist die Anzahl der Opfer weiter gestiegen.
Fahrzeuge stehen nach heftigen Regenfällen im Hochwasser. Nach den Unwettern und Überschwemmungen in Italien ist die Anzahl der Opfer weiter gestiegen.Gianni Schicchi/XinHua/dpa

23 Flüsse traten über die Ufer, 250 Erdrutsche und mehr als 400 Straßen wurden gesperrt. 41 Gemeinden sind von den Überschwemmungen betroffen, mehr als 10.000 Menschen wurden evakuiert, vor allem aus den Provinzen Bologna, Forlì-Cesena und Ravenna.

Widersprüchliche Angaben gab es dazu, ob auch eine Frau aus Deutschland unter den Todesopfern ist. Laut dem Bürgermeister der Region Matteo Gozzoli soll die Leiche einer Deutschen am Strand von Cesenatico gefunden worden sein. Die genaue Todesursache sei noch unklar. Nach Angaben eines Sprechers der Präfektur Forlí-Cesena gegenüber AFP waren dagegen keine Deutschen unter den Todesopfern.

Zudem gibt es Berichte über viele Vermisste. Regionspräsident Stefano Bonaccini sprach von „unglaublichen Zahlen und sehr vielen Evakuierten“. Viele Einwohner mussten sich in der Region Emilia-Romagna in höhere Stockwerke oder auf das Dach ihrer Häuser retten. 

In der Region sind rund 880 Feuerwehrleute mit etwa 330 Einsatzfahrzeugen weiter im Einsatz, wie die Feuerwehr mitteilte. 

Auswärtiges Amt warnt vor Reisen nach Italien

Das Auswärtige Amt (AA) gab für Italien wegen „Extremwetters“ und starken Regenfällen eine Reisewarnung heraus. Es komme zu Einschränkungen im regionalen Bahnverkehr. „Im Landesinnern besteht die Gefahr von Überschwemmungen und Erdrutschen; an der gesamten Küste auch Mittel- und Süditaliens können Sturmfluten einsetzen“, teilte das AA mit. „Besondere Vorsicht gilt momentan in den Regionen Emilia-Romagna sowie in Sizilien (jeweils höchste Alarmstufe).“ 

Anwohner versuchen nach Überschwemmungen eine Straße in Faenza von Schlamm und Wasser zu befreien.
Anwohner versuchen nach Überschwemmungen eine Straße in Faenza von Schlamm und Wasser zu befreien.Oliver Weiken/dpa

Bilder und Videos aus der Region zeigen ganze Ortschaften unter Wasser und Straßenzüge voller Schlamm. Regionspräsident Stefano Bonaccini sagte, die Emilia-Romagna sei „wie von einem Erdbeben“ getroffen worden.

In Norditalien herrschte in den vergangenen Monaten eine große Dürre und Trockenheit. Die plötzlichen und sintflutartigen Regenfälle konnte der Boden dann nicht aufnehmen, erklärte Bonaccini. Treffen starke Unwetter auf ausgedörrten Boden, kommt es neben den Fluten auch zu Schlammlawinen. 

Der Bürgermeister der Großstadt Bologna, Matteo Lepore, ermahnte die Einwohner zu „größter Vorsicht“. Sie sollten auf keinen Fall ihren Wagen nehmen. Wenn sie sich nicht in höheren Stockwerken in Sicherheit bringen könnten, sollten sie ihre Häuser verlassen, riet er auf der Online-Plattform Instagram.

Hochwasser in Italien: Strom- und Mobilfunknetz zusammengebrochen

Viele Betroffene, die nicht aus dem Gebiet gebracht wurden, begannen am  Donnerstag mit den Aufräumarbeiten. 

Lugo: Ein Paar geht auf einer überfluteten Straße. Nach den Unwettern und Überschwemmungen in Italien ist die Anzahl der Opfer weiter gestiegen. 
Lugo: Ein Paar geht auf einer überfluteten Straße. Nach den Unwettern und Überschwemmungen in Italien ist die Anzahl der Opfer weiter gestiegen. Luca Bruno/AP

Wegen der Überschwemmungen brach in vielen Teilen der Region das Strom- und Mobilfunknetz zusammen. Auch viele Trinkwasserleitungen wurden in Mitleidenschaft gezogen. Die Feuerwehr verteilte mithilfe von Tankwägen Trinkwasser an Bedürftige, in Sporthallen wurden Feldbetten aufgebaut. 

„Ich lebe hier seit meiner Geburt, aber so etwas habe ich noch nie gesehen“, sagte die Besitzerin des Hotels „Savio“ in der Kleinstadt Cesena, Simona Matassoni, der Nachrichtenagentur AFP. Bürgermeister Enzo Lattuca rief alle Einwohner auf, „unter keinen Umständen in Untergeschosse oder Keller“ zu gehen und sich nach Möglichkeit auch nicht im Erdgeschoss aufzuhalten.

In der besonders betroffenen Stadt Forlí flohen viele Einwohner barfuß und in Panik in der nächtlichen Dunkelheit vor den Wassermassen. Einigen reichte das Wasser laut einem AFP-Fotografen bis zur Brust. „Das ist das Ende der Welt“, schrieb Bürgermeister Gian Luca Zattini auf Facebook. Seine Stadt sei „am Boden“.

Buchstäblich ins Wasser fiel das für Sonntag geplante Formel-1-Rennen in Imola. Der Pegel des an die Piste grenzenden Flusses Santerno war gefährlich angestiegen, deshalb beschlossen die Organisatoren, das Rennen abzusagen. Sie könnten für die Sicherheit der Fans, Teams und Mitarbeiter nicht garantieren, erklärten sie am Mittwoch.

Ferrari kündigt Millionenspende an

Unweit der Unwetter-Region in der Emilia-Romagna hat Ferrari auch seine Formel-1-Rennfabrik. Der Autobauer will den Betroffenen der Überschwemmungen nun mit einer Spende helfen: Nach der Absage des Formel-1-Rennens in Imola sichert Ferrari eine Million Euro für die Nothilfe der Krisenregion zu. Das Geld soll den Betroffenen der Überschwemmungen zugutekommen und dabei vor allem in Umwelt- und Klimaschutzprojekte fließen. „In schweren Zeiten hat Ferrari immer zu seiner Gemeinschaft gestanden“, sagte der Chef des Autobauers, Benedetto Vigna, in einer Mitteilung am Donnerstag.

Der Grand Prix in Imola wäre für Ferrari ein Heimrennen gewesen. Die Formel-1-Fabrik der Scuderia liegt rund eine Autostunde vom Autodromo Enzo e Dino Ferrari entfernt. Die Organisatoren hatten den für Sonntag geplanten WM-Lauf am Mittwoch wegen der Folgen der starken Regenfälle und Überschwemmungen in der Region Emilia-Romagna gestrichen.

„Die Emilia-Romagna ist unsere Heimat. Es ist herzzerreißend, was die Menschen derzeit durchstehen müssen“, hatte der neue Ferrari-Teamchef Frédéric Vasseur zuvor gesagt. „Kraft und Mut Euch allen in dieser schwierigen Zeit“, schrieb Ferrari-Pilot Charles Leclerc in den sozialen Netzwerken.

Auch Papst Franziskus drückt Opfern Mitgefühl aus

Auch der Papst zeigte Anteilnahme am Leid der Menschen in der Region: Das Oberhaupt der katholischen Kirche bete für die Verstorbenen und ihre Familien, die ebenso von der „gewaltigen Katastrophe“ betroffen seien, hieß es in einem Telegramm an den Erzbischof von Bologna, Matteo Maria Zuppi, am Donnerstag. Er erflehe zudem „Trost für die Verletzten und diejenigen, die unter den Folgen des schweren Unglücks leiden“.

Der Pontifex bedankte sich zudem bei allen Menschen, die sich „in diesen besonders schwierigen Stunden um Hilfe und Linderung des Leids bemühen“. Er sende den Menschen den apostolischen Segen als Zeichen der besonderen geistlichen Verbundenheit.