Krieg

Ukraine: Ermittler entdecken vier russische „Folterstätten“ in Cherson

Russische Streitkräfte sollen unter dem Deckmantel von „Pseudo-Strafverfolgungsbehörden“ Menschen in Gebäuden illegal festgehalten und brutal gefoltert haben.

Der Eingang zu einem Untersuchungsgefängnis in Cherson, in dem Russen eine Folterkammer eingerichtet hatten
Der Eingang zu einem Untersuchungsgefängnis in Cherson, in dem Russen eine Folterkammer eingerichtet hattenImago/Nina Liashonok

Nach der Rückeroberung der südukrainischen Stadt Cherson haben ukrainische Ermittler nach eigenen Angaben vier von den russischen Besatzern genutzte Folterstätten entdeckt. Sie hätten insgesamt vier Gebäude ausgemacht, in denen die „russischen Besatzer Menschen illegal festgehalten und brutal gefoltert“ hätten, teilte die Generalstaatsanwaltschaft in Kiew am Montag mit.

Demnach richteten die russischen Streitkräfte während ihrer achtmonatigen Besatzung Chersons in vorherigen Haftzentren und Polizeiwachen „Pseudo-Strafverfolgungsbehörden“ ein. Dort seien „Teile von Gummiknüppeln, ein Holzschläger, ein Gerät zum Erzeugen von Stromschlägen sowie eine Glühlampe und Kugeln sichergestellt“ worden. Die russischen Behörden hätten zudem Unterlagen zur Verwaltung dieser Gefangenenlager zurückgelassen.

Die Ermittlungen zu weiteren Folterstätten und unrechtmäßigen Inhaftierungen würden fortgesetzt, hieß es weiter. Ziel sei es auch, „alle Opfer zu identifizieren“.

Seit der Befreiung Chersons durch die ukrainischen Streitkräfte am 11. November hat Kiew wiederholt russische „Kriegsverbrechen“ und „Gräueltaten“ in der Region angeprangert. Ein Einwohner Chersons berichtete vergangene Woche der Nachrichtenagentur AFP über seine wochenlange Inhaftierung, während der er von russischen und prorussischen Kräften verprügelt und mit Stromschlägen traktiert worden sei. Eine Reaktion Moskaus auf die Vorwürfe blieb bisher aus.