Krieg

Russischer Wagner-Söldner flüchtet nach Europa und verrät Details

Der Deserteur sei Kommandant einer kleinen Einheit der berüchtigten Söldnertruppe Wagner gewesen. Bei seiner Flucht nach Norwegen wurde auf ihn geschossen.

Ex-Söldner Andrej Medwedew ist nach Norwegen geflohen - jetzt möchte er mit der Gruppe Wagner abrechnen.
Ex-Söldner Andrej Medwedew ist nach Norwegen geflohen - jetzt möchte er mit der Gruppe Wagner abrechnen.Youtube/Gulagu

Abenteuerliche Flucht vor dem Ukraine-Krieg: Ein mutmaßlicher Deserteur der russischen Söldnertruppe Wagner ist über die Grenze nach Norwegen geflohen und sucht dort Asyl. Wie sein Anwalt am Montag mitteilte, floh der 26-jährige Andrej Medwedew Ende der vergangenen Woche in Nordnorwegen über die Grenze. Ein Polizeisprecher bestätigte, ein Mann sei in der Nacht zum Freitag wegen illegalen Grenzübertritts festgenommen worden und habe Asyl beantragt.

Der Menschenrechtsorganisation Gulagu.net schilderte der 26-Jährige seine dramatische Flucht: „Als ich auf dem Eis (an der Grenze) war, hörte ich Hunde bellen und drehte mich um. Ich sah Leute mit Taschenlampen, die in meine Richtung rannten, rund 150 Meter von mir entfernt“. Er habe Schüsse und dann zwei Kugeln an sich vorbei pfeifen hören. Die Schützen seien angeblich Spione des russischen Geheimdienstes FSB gewesen.

Andrej Medwedew will über Kriegsverbrechen sprechen

Medwedews Anwalt Brynjulf Risnes sagte der Nachrichtenagentur AFP, nach dem Überqueren der Grenze habe der junge Mann sich an Anwohner gewandt und sie gebeten, die Polizei zu rufen. Er sei nun an einem „sicheren Ort“, während sein Fall geprüft werde. Medwedew wolle nach eigenen Worten „mit Leuten, die zu Kriegsverbrechen ermitteln, über seine Erfahrungen bei der Gruppe Wagner sprechen“. Er kündigte zudem an, gegen den Chef der Gruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, aussagen zu wollen. 

Der 26-Jährige gab an, bei der Söldnertruppe eine Einheit von fünf bis zehn Soldaten angeführt zu haben. Laut Gulagu.net hatte sich Medwedew im Juli 2022 zunächst für vier Monate verpflichtet und wurde zum Kampfeinsatz in die Ukraine geschickt. „Sie haben uns wie Fleisch den Panzern vorgeworfen“, verriet er. Bei der Söldnertruppe sei er Zeuge von Hinrichtungen und Bestrafungen von Söldnern geworden, die den Kampf verweigerten oder die Truppe verlassen wollten. Er hat Angst, dass ihm ein ähnliches Schicksal blühen könnte.

Nach den Worten seines Anwalts wurde Medwedews Vertrag mit Wagner ohne seine Zustimmung verlängert. „Ihm wurde klar, dass es keinen einfachen Weg raus gibt, also hat er beschlossen, davonzulaufen“, sagte Risnes. Er habe seine Stellung dann einfach verlassen, woraufhin Prigoschin die Festnahme Medwedews angeordnet haben soll, was jedoch nicht gelang. Er sei der erste Ex-Kommandant der Truppe, dem die Flucht nach Europa gelang.

Er befinde sich nun in einem gewöhnlichen Asylverfahren und es gehe ihm den Verhältnissen entsprechend gut. Er befinde sich in Oslo in einem Zentrum für straffällige Migranten.

Die Kämpfer der Gruppe Wagner sind derzeit im russischen Angriffskrieg in der Ukraine im Einsatz. Vor dem Ukraine-Krieg wurden Wagner-Söldner bereits in Syrien, Libyen, Mali und der Zentralafrikanischen Republik gesichtet.