Ukraine-Krieg

Russischer Ex-Kommandeur: Wagner-Chef will „offenen Krieg“ mit Moskau

Der ehemalige russische Geheimdienstoffizier Igor Girkin wirft der Söldnergruppe Wagner weiterhin vor, einen offenen Konflikt mit der russischen Armee zu provozieren.

Jewgeni Prigoschin (Mitte), der Chef der Söldnergruppe Gruppe Wagner zeigt Loyalität zu Russland.
Jewgeni Prigoschin (Mitte), der Chef der Söldnergruppe Gruppe Wagner zeigt Loyalität zu Russland.Prigoschin Press Service/AP/dpa

Der ehemalige Separatistenführer Igor Girkin ist heute ein prominenter Militärblogger, der sich nach eigenen Angaben „für die russischen Ideale“ einsetzt. Er erhebt schwere Vorwürfe gegen den Anführer der Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin.

Seit der vergangenen Woche beschuldigt Girkin Prigoschin, einen Putsch gegen den Kreml zu planen, nachdem dieser erneut schwere Vorwürfe gegen die russische Armee erhoben hatte. Russische Soldaten hätten Rückzugswege aus Bachmut vermint, auf denen Wagner-Kämpfer hätten herausfahren sollen, so Prigoschin auf Telegram.

Es ist nicht das erste Mal, dass der Wagner-Chef die russische Armee scharf kritisiert. Immer wieder wetterte Prigoschin gegen die Verantwortlichen in Moskau, vor allem gegen Verteidigungsminister Sergei Schoigu, wegen der schlechten Kriegsführung etwa, als er mangelhafte Versorgung der Wagner-Kämpfer mit Munition vorwarf.

Auch in Bezug auf die Kämpfe der vergangenen Tage in Belgorod schrieb Prigoschin, im russischen Verteidigungsministerium herrsche Chaos, die Bevölkerung dort brauche Schutz – und drohte damit, in die Region einzumarschieren: „Wir werden nicht auf eine Einladung warten“.

Igor Girkin: Gefahr eines Putsches ist real

Daraufhin beschuldigte Girkin auf seinem Telegram-Account Prigoschin erneut, sich mit seinen Äußerungen gegen Russland verschworen zu haben. Diesmal schrieb er zu den angeblichen Minen in Bachmut, das sei unbeabsichtigtes „friendly fire“.

„Wenn Prigoschin der Chef von Wagner bleibt, wird die Meuterei schnell kommen und sie wird radikal sein“, hatte Girkin bereits in einem Video gesagt, das die Seite Wartranslated auf Twitter gepostet hatte.

Die Gefahr eines Putsches sei real, so Girkin. Auf Telegram bekräftigte er, Prigoschins Äußerungen hätten das Ziel „eines offenen Krieges zwischen Einheiten, die zuvor auf derselben Seite der Front gekämpft haben“, Prigoschin müsse dafür sofort verhaftet und vor ein Militärgericht gestellt werden.

Während Prigoschin diese Vorwürfe ablehnt und sich weiterhin loyal zu Wladimir Putin und der Russischen Föderation erklärt, tauchen in sozialen Medien Videos auf, die das Gegenteil beweisen sollen.

Die Menschenrechtsaktivistin Olga Klymenko postete am Montag ein Video, in dem ein Oberstleutnant der russischen Armee zu sehen ist, der offenbar von der Wagner-Gruppe gefangen genommen wurde.

Roman Venevitin, so der Name des Oberstleutnants, spricht im Video sichtlich mitgenommen darüber, wie er misshandelt wurde: „Sie schlugen ihn zusammen, brachen ihm die Nase und zwangen ihn, ein Video aufzunehmen, in dem er zugibt, aus‚ persönlicher Feindseligkeit‘ auf einen Wagen der Gruppe Wagner geschossen zu haben“, schreibt Klymenko. „Prigoschin außer Kontrolle“, kommentiert die Aktivistin.