Brandenburg

Nach Rücktritt als Linke-Landeschef: Sebastian Walter geht mit Anwalt gegen eigene Partei vor

Sebastian Walter, ehemaliger Hoffnungsträger der Linke, ist von seinem Amt zurückgetreten. Er sieht sich massiven Vorwürfen ausgesetzt.

Sebastian Walter vor seinem Werbeplakt im Jahr 2024.
Sebastian Walter vor seinem Werbeplakt im Jahr 2024.Martin Müller/imago

Der Landesvorsitzende der Linke in Brandenburg, Sebastian Walter, hat am Mittwochmorgen seinen sofortigen Rücktritt von seinem Amt erklärt. Der 35-Jährige begründete seinen Schritt gegenüber der Berliner Zeitung mit persönlichen Gründen. Er brauche nun Zeit für seine Familie und für sich, sagte er im Telefonat. Er hatte sein Amt seit mehreren Wochen nicht mehr wahrgenommen – offiziell aus gesundheitlichen Gründen.

Aus der Partei werden indes schwerwiegende Vorwürfe gegen Walter erhoben. Er soll Schulden bei der Partei haben und sein Amt missbraucht haben. Walter wies diese Anschuldigungen gegenüber der Berliner Zeitung als „unwahr“ zurück. Auf Details wollte er nicht eingehen und verwies auf seine Privatsphäre. Des Weiteren kündigte er erstmals auch an, mit einem Anwalt gegen die Behauptungen aus seiner Partei vorzugehen.

Nicht bezahlte Beiträge – schwere Vorwürfe aus der Partei gegen Walter

Es steht der Vorwurf im Raum, Walter habe in seiner Zeit als Abgeordneter die sogenannten Mandatsträgerbeiträge an die Partei nicht in der vereinbarten Höhe und nicht regelmäßig gezahlt. Zudem soll er mehrere Monate keine Miete für sein Wahlkreisbüro in Eberswalde gezahlt haben. Von einer Summe von 25.000 Euro ist die Rede. Ob und wie viel davon bereits von Walter zurückgezahlt wurde, ist unklar.

Walter führte von 2019 bis 2024 die Landtagsfraktion. Bei den Landtagswahlen 2019 und 2024 trat er als Spitzenkandidat seiner Partei an. Mit ihm verbunden ist die historische Niederlage im vorigen Jahr: Die Partei kam nur auf drei Prozent der Stimmen und flog aus dem Landtag. „Das ist eine Zäsur, das schmerzt“, sagte Walter damals. Erstmals seit 34 Jahren ist die Linke damit nicht mehr im Brandenburger Landtag vertreten – und zum ersten Mal fehlt eine Linke-Fraktion in einem ostdeutschen Landesparlament.

Walter wegen Krankheit nicht bei Linke-Parteitag anwesend

Beim Landesparteitag im November fehlte Walter bereits – offiziell aus Krankheitsgründen. Allerdings gab es von der Parteiführung keine offiziellen Genesungswünsche. Offenbar tobte hinter den Kulissen bereits ein Streit um die Vorwürfe gegen Walter. Nach Berichten soll Katharina Slanina, derzeitige Co-Parteivorsitzende der Linke in Brandenburg, hinter den Vorwürfen stehen.

Walter, der früher Regionalgeschäftsführer des DGB in Ostbrandenburg war, arbeitet inzwischen in der DGB-Zentrale Berlin-Brandenburg. Dort ist er beim Bundesvorstand des DGB in der Stabsstelle „Demokratiearbeit“ angestellt. Diese Tätigkeit werde er weiter wahrnehmen, sagte er der Märkischen Allgemeinen Zeitung (MAZ).